„Nicht Wiedersehen !“ – es sind dunkle Lieder, die der österreichische Bass Günther Groissböck und der schottische Liedbegleiter Malcom Martineau hier auf diesem, beim Label Gramola erschienenen, Album präsentieren. Eine tiefe Schwärze breitet sich aus, auch in der Stimme von Groissböck. Richard Strauss, Hans Rott und Gustav Mahler. Aufgenommen wurden die Lieder in Salzburg im August 2022. Eine Entdeckung ist „Das Thal“ von Richard Strauss; „Zuneigung“, „Allerseelen“ oder „Heimliche Aufforderung“ sind regelmäßig in Lied-Programmen zu hören, haben ihr Publikum gefunden. Von „Das Thal“ (Text von Ludwig Uhland) gibt es eine alte, wenig bekannte Aufnahme mit dem großen Hans Hotter, der aber an die undurchdringbare Schwärze von Groissböck nicht herankommt. „Bedrängt mich einst die Welt noch bänger, so such`ich wieder dich mein Tal, empfange dann den kranken Sänger, mit solcher Milde noch einmal (…)“.
„Und nun ade, mein herzallerliebster Schatz, Jetzt muß ich wohl scheiden von dir, Bis auf den anderen Sommer (…)“ leitet den dritten und letzten Teil, den Gustav Mahler Teil, auf dieser CD ein. Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“, die Mahler vertont hatte. Soldatenlieder, so muss man einen Teil davon wohl nennen. Der tiefe Bass von Groissböck unterstreicht die Trostlosigkeit. Nach „Nicht wiedersehen !“ folgt „Revelge“; „Revelge“, nicht nur das längste Stück auf diesem Album, sondern ebenso der Höhepunkt des Mahler-Teils. Auch das „Urlicht“, am Ende des Albums, kann die Nacht nicht mehr erhellen. Günther Groissböck singt äußerst textverständlich, man versteht jedes Wort.
Dazwischen – zwischen Strauss und Mahler auf diesem Album – befindet sich der nahezu vergessene Komponist HANS ROTT (1858 – 1884), geboren sechs Jahre vor Richard Strauss und zwei Jahre vor Gustav Mahler. Im Booklet der CD erfährt man ausführlich vom tragischen Schicksal dieses hochbegabten Komponisten: „Rotts letzte Lebensjahre waren von der Krankheit, Selbstmordversuchen, aber auch fruchtloser Kompositionsarbeit geprägt. Körperlich extrem geschwächt, starb er am 25. Juni 1884 fünfundzwanzigjährig an Tuberkulose. Tiefe Betroffenheit bezeugte Gustav Mahler, wenn er nach dem Tod des Freundes in voller Überzeugung meinte: ` Was die Musik an ihm verloren hat, ist gar nicht zu ermessen. `“ Günther Groissböck hatte Lieder von Hans Rott bereits (vor dieser Veröffentlichung) in Liederabende eingebaut, so zum Beispiel in seinem gemeinsamen Liederabend mit Waltraud Meier und Sir Antonio Pappano (am Klavier) im Brucknerhaus in Linz, im September 2021. Die Goethe-Vertonung „Wanderers Nachtlied“ klingt von Hans Rott wie ein Ruf aus dem Grab. Es ist Nacht geworden.
(Josef Fromholzer)