Titelfoto: Josef Fromholzer
„Nie waren die ‚Resonanzen‘ literarischer inspiriert als dieses Jahr“, schreibt das Wiener Konzerthaus in der Jan/Feb 2025 Programmvorschau. Thomas Bernhard ist 2025 ein Schwerpunkt des Festivals. Sein Roman „Alte Meister“ aus dem Jahr 1985 eröffnet das Festival, seine Filme (bzw. Filme, in deren Mittelpunkt er steht) begleiten den Fortgang der „Resonanzen“, die noch bis zum 26.01. gehen.
Als filmisches Vorspiel zu „Alte Meister“ am Samstag wurden die beiden Filme „Der Italiener“ (1971 / Ferry Radax) und „Die Ursache bin ich selbst“ (1986 / Krista Fleischmann) gezeigt. Thomas Bernhards Roman (tatsächlich eine „Komödie“ !?) ist ein Text, der sich besonders gut zum Vorlesen, Vortragen eignet, und dadurch auf der Bühne zu einem Theaterstück wird – ganz egal, ob ihn nun ein Schauspieler oder zwei oder mehrere lesen. Es gab bereits alle Varianten, inklusive szenischer Umsetzung. Die beiden Burgschauspieler Sylvie Rohrer und Martin Schwab lesen an diesem Abend abwechselnd, musikalisch begleitet von Paolo Pandolfo auf der Viola da gamba. Martin Schwab (Jahrgang 1937) ist ein langjähriger, legendärer Thomas Bernhard-Interpret; er kann den Thomas Bernhard-Tonfall. Bei Sylvie Rohrer dauert das etwas bis sie hineinfindet – die musikalische Begleitung (sehr viel Bach illustriert Bernhards Text) füllt nicht nur Zwischenräume, sondern legt sich ebenfalls über die Worte, über Bernhards Roman, ohne ihn zuzudecken, aber das heißt auch: Die Schauspieler müssen die Musik durchdringen, der Text muss verständlich bleiben. Bei Martin Schwab ist jedes Wort klar und verständlich. Schwab hat bereits viele Male aus „Alte Meister“ gelesen. Nach knapp zwei Stunden ist die musikalische Lesung zu Ende. Von Martin Schwab hätte ich gerne noch etwas mehr gehört.
J.Fromholzer (18.01.25)