Titelbild: Danielle De Niese (Norina)
PhotoCredits:: Brinkhoff Mögenburg (2022)
„Don Pasquale, ein älterer, wohlhabender Mann mit dem Wunsch nach einer jungen bescheidenen Ehefrau, trifft in Donizettis Oper auf das junge Paar Ernesto und Norina. Zum großartigen Liebesglück der beiden fehlt nur noch der Geldsegen. Der befreundete Arzt Malatesta entwickelt einen schlauen Plan, sodass am Ende die perfekte Intrige entsteht und Don Pasquale zum Spielball der jungen Leute wird.“
So die Inhaltsangabe auf der Seite der Staatsoper Hamburg zu Gaetano Donizettis Oper Don Pasuale, die am 19.4. eine begeisterte Wiederaufnahme feierte. Die jugendlich frische, ins heute verlegte Inszenierung, des gut aufeinander eingespielten Teams David Bösch (Regie), Falko Herold (Kostüme) und Patrick Bannwart (Bühne), zusammen mit Donizettis verzaubernder Musik, ist einfach ein Garant für einen wunderbaren, amüsanten Opernabend. Die Produktion wimmelt vor witzigen digitalen Anspielungen und Späßen, es gibt ein wenig Productplacement und ganz viel Humor, der uns liebevoll augenzwinkernd den Spiegel unserer materiellen Zeit vorhält.
Das Besondere an dieser Wiederaufnahme war vielleicht, dass es gleich drei Debüts gab. Der spanische Dirigent und Chefdirigent/Künstlerischer Leiter der Opera Naples Ramón Tebar gab am Pult des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, ebenso sein Hausdebüt, wie der italienische Bass Michele Pertusi, der in der Titelrolle begeisterte.
Tebar setzte von Anfang an auf schmissiges Tempo, viele schöne Akzente, aber zumindest Anfangs auf etwas zu viel Lautstärke, die drohte die Sänger zu überdecken. Doch die Freude, diesen, besonders für die Sänger von musikalischen Verzierungen strotzenden Melodien, Leben einzuhauchen, war unüberhörbar und mitreißend. Ähnliches gilt für den Chor der Hamburgischen Staatsoper und auch Nicholas Mogg als Medien verrückter Notar.
Der neuseeländische Tenor Filipe Manu erfüllt in Aussehen und Ausstrahlung vollkommen, den hippen Musiker, der Ernesto hier sein soll: verträumt, von sympathisch jugendlicher Selbstverliebtheit und völlig aufrichtiger Hingabe an Norina, die am Ende, – was ja der Zweck der Intrige ist, – seine Frau wird. Sein lyrischer Tenor hat Kraft und Schmelz und dennoch, machte er auch mich persönlich den Eindruck, geringfügig indisponiert, da einige Töne, eher unsicher und ein wenig kieksend klangen, was aber, so mag man einwerfen, auch Absicht sein konnte, um eine Emotion zu verdeutlichen. Etwas, dass ich ja immer als erstrebenswert darstelle. Aber wer weiß, wenn er, was auf jeden Fall zu hoffen ist, nach Hamburg zurückkommt, ist sein stimmliches Können vielleicht (noch) besser zu beurteilen.
Alexey Bogdanchivov, der vom 14.4. bis einschließlich 23.4. sechsmal auf der Bühne der Staatsoper Hamburg steht (je dreimal Eugen Onegin, bzw. Malatesta) gestanden haben wird, sprühte vor Humor, Spielfreude und leicht geführter Stimme. Allerdings bewies das Parlando-Duett Malatesta Pasquale, wie subjektiv und vorherigen Erfahrungen, die Beurteilung von Sängerleistungen sein können/sind. Denn ja, die humorige, stimmsichere Darbietung von Bogdanchikov / Pertusi war beeindruckend und doch an die wirklich perfekte Performance dieses Stückes von Karagedik / Maestri kamen die beiden nicht ganz heran. Wie denn auch? Letztere hatten mehrere Wochen Proben zusammen, Bogdanchikov / Pertusi nur einige wenige Tage. Was meine, wie gesagt subjektive Kritik relativiert.
Michele Pertusi gelang es bei seinem Hausdebüt, die Zuschauer stimmlich und schauspielerisch für sich zu begeistern. Sein Bass ist farbenreich und mach neugierig ihn in dramatischeren Partien zu erleben, wie zum Beispiel als Filippo II (Don Carlo) oder auch als Conte Walter (Luisa Miller). Da dabei seine Stimme (noch) mehr zu Geltung kommen wird, als in dieser humoristischen. Auch wenn er all die witzigen, manchmal für Pasquale eher demütigenden Szenen ebenso mit Leichtigkeit meistert, wie die lüsternen oder wütenden.
Kommen wir nun zum dritten Debüt an diesem Abend, die südkoreanische Sopranistin Narea Son, auch eine Künstlerin, die für die Qualität, des von mir sehr geschätzten Internationalen Opernstudios Hamburg steht, stand zum ersten Mal als kecke Norina auf der Bühne. Ihr merkt man den Spaß an der Gestaltung, dieser mal exaltierten, mal romantisch verliebten jungen Frau von erstem Moment an. Stimmlich erfüllte Son wirklich alle Erwartungen, ihre Höhen perlen federleicht und auch in alle anderen Lagen bewältigt sie leicht, sicher und beweist, dass sie in ihrer Entwicklung nie stagniert, wie wir auch nächste Spielzeit noch erleben dürfen.
Fazit: Wie schade, dass das Haus noch einige freie Plätze hatte. Doch wie schön, dass die, die da waren, ihrer Freude durch viel Applaus und Jubel ausdrückten.
Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch, 19.4. 2024