Titelbild: PhotoCredits: by Nitin Arya
„Mit Herz und Mund und Tat und Leben“ – die Erinnerungen des Regisseurs und Intendanten Jürgen Flimm, die zum Ende hin immer knapper werden, sind unterhaltsame, direkte und manchmal auch bissige Texte aus seinem Theater- und Opernleben; das Private kommt vor, aber eigentlich immer nur am Rande, so nebenbei (das meiste im Kapitel über die Kindheit). Zum Ende des Buchs hin, werden die Kapitel und Stationen (von Flimms Lebenslauf) immer knapper und kürzer – und das ist schade. Sein Bayreuth Kapitel, der Ring 2000, („Ein kleiner Ausflug ins liebliche Frankenland zu Zwergen und Riesen“, ab Seite 285) umfasst lediglich 7 Seiten ! Da hätte man gerne mehr davon gelesen, die Andeutungen setzen die eigene Fantasie in Gang.
Flimm und die Wagners mochten sich nicht und der Regisseur schreibt dies sehr direkt: „Wolfgang und Gudrun waren eine autoritäre und stets beleidigte Leitung, die ihren Künstlern besonders den Regisseuren, das Leben schwer machte, aber auch Sängern wie Placido Domingo oder Künstlerinnen wie Waltraud Meier. Sie schürten Krisen, um dann wieder eingreifen zu können.“, Seiten 285-286. Oh ja, da kann man sich Einiges vorstellen.
Möglicherweise hat der Tod die Arbeit von Jürgen Flimm an seinen Erinnerungen abgekürzt, auch die nicht glückliche Intendanz bei den Salzburger Festspielen („Ein Fehler? Ein Fehler an der Salzach, 2006 – 2010“, ab Seite 306) kommt viel zu kurz. Intrigen, viele Intrigen. „Eines Abends stand ich mit Markus Hinterhäuser auf dem Balkon des kleinen Festspielhauses, wir rauchten eine Zigarette und ich eröffnete ihm, dass aus Wien eine Anfrage vorläge, ob ich noch mal zwei Jahre verlängern wollte. Da wurde er sehr schmallippig (…)“, Seite 309. Seit Oktober 2016 ist Markus Hinterhäuser Intendant der Salzburger Festspiele und war es schon in der Saison 2011. Aus Flimms Text geht hervor, dass er, Hinterhäuser, diesen Posten schon gerne früher gehabt hätte.
Theatergeschichte und Geschichten. Eine Frage aber stellt sich für die Leser auch: ist Jürgen Flimm vielleicht doch sehr nachtragend?!
(J. Fromholzer)