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St. Pauli Theater – Tim Fischer: Komm großer schwarzer Vogel …

Titelbild PhotoCredits: Toni-Momtschew

Tim Fischer, mit welchem seiner Programme er im St.Pauli Theater auch auftritt, stets herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, fast anheimelnd irgendwie und auf jeden Fall dazu angetan, die Menschen vor der Bühne und die darauf für einen Moment glücklich zu machen. „Glücklich“ – so heißt dieses Programm, das am 9.12.2024 einen Zusatztermin im St. Pauli erhalten hat, der sicher genauso umjubelt wird wie der von mir besuchte Termin.

PhotoCredits: Tine Acke

Merci, mein Kompliment
Der Abend hallt lange nach, beinhaltet er doch auch Lieder, die im ersten Moment zum Schmunzeln verleiten, bis irgendetwas in Text und Tonfall dem Gehirn signalisiert: „Halt, da steckt doch vielmehr dahinter! Das ist bissig, satirisch, eigentlich traurig und wahr!“ Da ist zum Beispiel „Baby Boy“, das Lied über eine mysteriöse gestorbene Liebe, die kleine Shorts zurückließ, was vermuten lässt, dass es sich vielleicht eher um Liebe zu einem Tier geht, – einem Vogel, einem Hund? – Dann ist da „Stroganoff“, eine musikalische Kurzsatire, in der wir „erfahren“ wie das berühmte Boeuf Stroganoff entstanden ist. Ich könnte noch viele Stücke aufzählen aus den Federn von Gergette Di (Schweinelied), Kurt Tucholsky und natürlich Georg Kreisler. Auf seine charmante und verwechselbare Art, macht er – wenn auch erst im Nachhall – deutlich, dass das Glück des einen, das Unglück des anderen sein kann.

Dieses Video ist zwar 20 Jahre alt, doch der Zauber von Lied und Darbietung ist bis heute geblieben, auch bei Begleitung durch Piano.

Fischer verzichtet auf den belehrend erhobenen Zeigefinger, sondern lässt uns genießen und dann selbst entdecken und genau diese Mischung macht dieses Programm so besonders, so tiefsinnig, empathisch, unterhaltsam. Darum, wie es schon im Begrüßungslied heißt: Merci, mein Kompliment!

Komm großer schwarzer Vogel
Fischer braucht weder viel Bühnenbild noch viele Requisiten, um eine wirklich große Show zu liefern. Es reichen Thomas Dörschel und sein Flügel, hier und da eine Zigarette mit Spitze, geschickt eingesetzte Beleuchtung und das, was Fischer selbst als „Die Nebel von Avalon“ bezeichnet. Naja, und natürlich sich selbst, mit seinen ausdrucksvollen Armen und Händen, seiner Gestik, mit der er besonders bei dem Lied »Hitler« den Eindruck erwecken kann, da stünde eine ganz andere Person auf der Bühne. Und natürlich nimmt seine Stimme, die er wunderbar zu modulieren weiß, gefangen.

Tim Fischer
Ich bin die Leander auf Probe
PhotoCredits_ Tine Acker

Er ist auf gewisse Art und Weise auch ohne Maske und Perücke, allein im schwarzen Pailettenzweiteiler ein Verwandlungskünstler, der nicht nur beim erwähnten „Hitler“-Lied, jeder Person eine eigene Stimme und Persönlichkeit verleiht. Vor allem bei »Komm großer schwarzer Vogel« lässt er uns die Emotionen eines Todessehnsüchtigen mit erleben. Es lag sicher teilweise auch an dem schwarzen Federmantel mit Flügeln oder auch dem sprichwörtlichen Abgang ins Licht. Auf jeden Fall aber gelang es Tim Fischer, dass ich den Tränen nicht nur nahe war, sondern sie auch bewusst fließen ließ. Unprofessionell? Vielleicht … doch (übermäßige) emotionale Reaktionen beim Publikum bedeutet für mich, dass der Künstler/die Künstlerin alles richtig gemacht hat.

Und das hat Tim Fischer zu 100 %; inklusive Spendensammlung am Theatereingang für https://www.hamburg-leuchtfeuer.de/ Darum auch zum Schluss: Merci, mein Kompliment!

Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 3.11.2024

https://www.timfischer.de
https://www.st-pauli-theater.de/

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