operngestalten.de

Nomen ist nicht immer Omen - Oft reicht er nicht allein-Dahinter kann noch viel mehr "wohnen"! -Kommt! Schaut doch einfach rein!

Hansa Theater – Freak out: Eine Show zum Ausflippen!

Titelbild: David Eriksson
FotoCredits: Dimity-Shakhin

Normalerweise ist es mir wichtig, viel Information mit sowenig Worten wie (mir) möglich (ist), weiterzugeben. Heute möchte ich nicht zu wenige Worte benutzen, um nicht zu viel Information preiszugeben. Eine wahre Herausforderung, glauben Sie mir! Doch auch wenn das Hansa Theater selbst auf Social-Media mit Fotos so einiges aus der wunderbar unterhaltsam frivolen, englischsprachigen Varieté Show Freak out bloßlegt, halte ich mich lieber bedeckt, da ich überzeugt bin, dass in diesen besonderen Fall fürchte, dass Worte mehr sagen als Bilder. Dieser Abend ist freigegeben ab 16 Jahren, obwohl die digitalen Medien auch den Jüngeren manchmal wesentlich fragwürdigeres bieten, zu jeder Tageszeit. Aber nur so viel: Freak out im Hansa Theatersaal bietet die Möglichkeit, einfach mal hemmungslos zu kichern und sich an atemberaubender Akrobatik und Humor zu erfreuen, die zwar nicht die Schamesröte ins Gesicht treiben, aber auf köstliche Weise einen Hauch Verruchtheit oder auch „Sowas macht man nicht“ verströmen.

Chastity Belt, Gastgeberin es Abends
PhotoCredits: Chastity Belt.

Willkommen geheißen wird das Publikum von der Conférencière Chastity Belt. Die Dame mit dem voluminösen doch ansprechendem Äußeren und einer ebensolchen Gesangsstimme, führt das Publikum mit viel Charme in gut verständlichem Englisch durch die extravagante Show, gängelt dabei den einen oder anderen männlichen Besucher nicht nur im metaphorischen Sinne. Außerdem beweist sie nicht selten, dass ihr Name (zu Deutsch Keuschheitsgürtel) sie nicht daran hindert, selbst Freude an ihren im positivsten Sinne freakigen, oft herrlich frivolen Gästen hat, deren Kunstfertigkeit wirklich auf verschiedenste Wesen den Atem raubt.

Sally-Marvel, Pain Proof Provocateur“
FotoCredits:Chris-Nightengale

Der eigentliche Abend beginnt mit dem schwedischen Punk-Allrounder David Eriksson, dessen Gags und Kunststücke im Programmheft den Titel „Guerilla Comedy“ haben. Er zieht unter anderem auch mit seinen in sich oft widersprüchlichen Outfits in den Bann und mit dem Heavy-Metal-Sound seiner Sprechstimme. Es war ein manchmal gruselig schöner oder schön gruseliger Genuss, ihn mehr als ein Mal erleben zu dürfen.

Lil Amok , Breakdance
PhotoCredits Lil Amok

Sie mussten sich zwar mit je einer einzigen Nummer begnügen aber dennoch bleiben sie auf jeden Fall im Gedächtnis und bereicherten den Abend: Sally Marvel eine der wenigen weiblichen Schwertschlucker in der Welt, fasziniert auf erotisch-mystische Art und Weise. Es gelingt ihr daneben mit ihrer Darbietung, jene in unserem Inneren verborgenen Teile zu wecken, die uns staunen lassen, wie damals im Zirkus als Kinder. Ähnliches gilt für Lil Amok, dem Rekordhalter und Weltmeister im Breakdance und Trainer der Nationalmannschaft bei ihrem diesjährigen Debüt bei den olympischen Spielen in Paris. Auch hier gilt: atemberaubend! Ihm allerdings durfte bei seiner Darbietung der Atem auf keinen Fall ausgehen: Beat Boxer Mando Beatbox, seine Stimmkunst wirft die Frage auf: „Wie macht der das bloß‘?“ Aber ach, wie schön, Nichtwissen schützt vor Genuss so gar nicht!

Mando Beatbox, Beatboxer
PhotoCredits: Lueder Lindau

„Oh mein Gott, was macht der da?!“ ist, was einem durch den Kopf geht, wenn Akrobat Kai Hou durch immer höher angeordnete, sich drehende (!!!) Ringe springt, mit derselben Leichtigkeit, mit derer bei seinem ersten Auftritt mit Diabolos jongliert. Einfach toll! Wen wundert es da, dass auch er einen Rekord hält! Nämlich den im Guinessbuch, da es ihm gelingt 50 (!!!) Rückhandsprünge in einer Minute zu absolvieren.

Kai Hou, (Hoop-Diving, Double Poole)
PhotoCredits: Kai Hou

Schließlich erfreuten noch die beiden einzigen Paare in dieser Show mit ihren Nummern, die nicht unterschiedlicher sein können. Das Herrenduo Duo Little Finch, das unter anderem bereits die Zuschauer*innen im Berliner Friedrichstadt-Palast begeisterte, faszinierte durch sinnlich-geheimnisvolle und auch modebewusste, leicht homoerotisch angehauchte Akrobatik. Aber allein ihre Ausstrahlung hat etwas rätselhaft Prickelndes, das absolut in den Bann zieht.

Duo Little Finch, Luftakrobatik
PhotoCredits: Duo Little Finch

Die Show von Daredevil Chicken amüsierte bereits Menschen in Las Vegas und schockierte den einen oder anderen sicherlich dort, wie auch hier. Doch ich spreche von einem Schock aus Überraschung, gemischt mit absolutem Spaß am Absurden, Unerwarteten und Spaß an Frechheit, die einen Moment befreiender Unbeschwertheit schenkt. Die sich, wie auch bei den anderen Nummern in Jubel, Lachen und schließlich Tanzen im gesamten Saal äußerte und zumindest bei mir irgendwie bis zu genau diesem Moment hält.

Daredevil Chicken interaktive Comedians
PhotoCredits: Daredevil Chicken

Fazit: vielleicht drückte Chastity es am Ende etwas anders aus. Na gut, ja sie tat es auf jeden Fall, doch ich möchte nicht sie, sondern Pippi Langstrumpf zitieren: Geh raus! Zeig dich! Okay, das habe ich doch eher von Chastity. Aber nun kommt es: Sei frech und wild und wundervoll! Tschakka!

Ihre Birgit Kleinfeld (Vorstellungsbesuch 1.8.2024)

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 operngestalten.de

Thema von Anders Norén