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Birmingham Royal Ballet – Black Sabbath: „Throwback“ für die Älteren

Titelbild: PhotoCredits: Johan-Persson

Das diesjährige, traditionelle Gastspiel einer anderen Ballettcompagnie hatte für viele der nicht wenigen Besucher meiner Generation etwas Nostalgisches. Nostalgisch nicht unbedingt im Sinne von melancholisch, sondern eher jugendlich rebellisch. Zumindest jubelte manch jung gebliebenes Herz über die Gitarren Riffs, die „fetten“ Beats im Zusammenhang mit dem großen künstlerischen Können aller Beteiligten. Ja, ich liebe klassische Musik, Oper und klassisches Ballett besonders à la Neumeier. Doch gekonntes Cross Over hat etwas herrlich unkonventionell Faszinierendes!
Denn das Birmingham Royal Ballet präsentierte seine Version der Biografie der Band Black Sabbath, die – Gott sei Dank- nicht nur wegen ihrer Drogenexzesse, doch auch der für damalige Verhältnisse exzessiven Musik berüchtigt und berühmt war.

Black Sabbath – The Ballet,
Riku Ito ,Miki Mitzutani

Vielleicht ist es sogar angebrachter es Tribut an Ozzy Osbourne, Cozy Powell, Tony Iommi und Co. zu nennen. Der Abend besteht aus drei von verschiedenen Choreografen, Raúl Reinoso, Cassi Abranches und Pontus Lidberg, kreierten Akten. Die Musik ist zwar neu arrangiert, aber alle Songs sind Black Sabbath Songs. Der mitreißende Hit Paranoid bildet dabei Anfang und Finale des Abends, begrüßt und verabschiedet mit Lebens- oder besser Bewegungsfreude. Denn es fiel einer Dame vor mir im Laufe des Abends immer schwerer sich nicht im, zu allen Arten von Metal-Musik passenden, Headbanging zu verlieren. (Über meine eigenen Bedürfnisse sei nur gesagt, sie ähnelten der ihren).

Black Sabbath – The Ballet,
Marc Hayward
PhotoCredits: Johan-Persson ,

Allein die Titel der verschiedenen Akte: 1. Heavy Metal Ballet, 2. The Band und 3. Everybody is a Fan, geben einen Hinweis auf den Inhalt; am aussagekräftigsten ist der des mittleren Aktes, in dem auch die Originalstimme von Ozzy Osbourne zu hören ist. Wir erfahren von dem Unfall, bei dem Gitarrist Tommi Iommi zwei Fingerkuppen verlor, womit sein weiteres Spiel für den besonderen Black Sabbath Sound sorgte. Der geflügelte Teufel auf dem umgestürzten Sportwagen (Lamborghini?), der das einzige Bühnenbild darstellt, ist zum einen das Logo der Band und scheint ein Hinweis auf die Vorliebe der Band für schnelle Autos und auch auf den Unfalltod von Cozy Powell zu sein. Ein Prospekt mit verschieden Zeichen, wie Kreuz (nein, kein umgedrehtes), erneut dem geflügelten Teufel, der Hardrockfaust, auch „Pommesgabel“ genannt und einiges mehr, charakterisiert optisch, was Black Sabbath ausmacht(e).

Black Sabbath – The Ballet,
Javier-Rojas, Yaoqian-Shang
PhotoCredits: Johan-Persson ,
/

Ansonsten erzählen die Akte, meiner Ansicht nach, von den Beziehungen innerhalb der Band oder auch von der Wirkung, die die Musik auf Fans hatte. Es tut mir leid nicht in der Lage zu sein ausführlicher zu erzählen. Und noch mehr bedauere ich, nur Marc Hayward, den Live-Gitarristen, namentlich nennen können, denjenigen, der den Löwenanteil an der unterdrückten Tanzwut einiger Zuschauer hatte. Von den Choreografien haute mich, dieser etwas flapsige Ausdruck, die von Raúl Reinoso am meisten vom Hocker. Den Grund mag ich dabei nicht wirklich zu nennen. Ansonsten bewies sich das gesamte Birmingham Royal Ballet als eine Compagnie, die neugierig auf sich in etwas weniger ausgefallenen Stücken macht. Hier zogen sie durch ihr wunderbares klassisches Können, die Freude an Musik, Tanz und sogar Gesang in den Bann.

Fazit: Der Jubel war verdient und auch wenn es sicher Puristen gibt, die mit dieser Art von Tanz(theater) nur wenig anfangen können, möchte ich meinen Lesern die Möglichkeit geben, sich im Video ein kleines eigenes Bild zu machen. Außerdem möchte ich mit einem abgewandelten Zitat von Satchmo Louis Amstrong schließen, er bezog sich auf Musik, ich halt auf Tanz: Es gibt nur zwei Arten von Tanz: guten und schlechten. Es kommt nicht darauf an, was du tanz, sondern wie du tanzt.

Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 9.7.2024

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3 Kommentare

  1. Simon Fisher 11. Juli 2024

    A pleasure to read! Als Engländer, die diese Leute (aber nicht das Ballett) gut kennen, war es interessant zu sehen wie ein deutsches Publikum darauf reagieren würde – zum Glück überwiegend positiv, wie du schreibst und mir schien. Auf den Namen Lachlan Monaghan möchte ich dich aufmerksam machen – Principal Dancer, Siegfried, Désiré, usw – er hat bewiesen, dass er nicht nur wunderschön tanzen kann, sondern dabei auch singt. Und wie! Ihm ist zu gratulieren! Toll! Und noch was persönliches meinerseits – wir waren so stolz, unseren lieben Carlos Acosta auf eure Bühne zu sehen und sich bei euch von seinem in Ruhestand tretenden Startänzer Tyrone Singleton zu verabschieden. Wir werden ihn sehr vermissen. Danke, dass ihr ihn und seine Kollegen eingeladen habt!

    • Admin 11. Juli 2024 — Autor der Seiten

      Herzlichen Dank!!! Ich bin, wie geschrieben, echt entschlossen z u euch nach England zu kommen zum Ballett!!!
      Ich hatte solche Freude und bedauere es wirklich immer, kann ich die Künstler*innen nicht einordnen.
      Herzlichen dank noch einmal!

  2. Christiane Heid 13. Juli 2024

    Vielen Dank für das Video, ich konnte zu dem, was ich mir aufgrund des tollen Textes vorgestellt habe auch noch die Musik hören. Cool!

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