Wieder einmal hält eine Vorstellung im First Stage Theater, was die Erfahrung mit diesem kleinen, besonderen Ort, mitten in einem Hamburger Wohngebiet, erwarten lässt: knapp zwei Stunden, einfach bester Unterhaltung! China Girl, mit der Musik von David Bowie und anderen, ist eine absolut ausgewogene Mischung aus atemberaubender Akrobatik, Musik, Tanz, Gesang und nachdenklich stimmender, romantischer Rahmenhandlung.
Diese basiert inhaltlich auf West Side Story, Leonard Bernsteins berühmter Version von William Shakespeares Drama Romeo und Julia. Eine weibliche Stimme erzählt die Geschichte zu grafischen, teilweise verfremdeten Video-Bildern, aus der Sicht der weiblichen Hauptdarstellerin, einer chinesischen Artistin. Sie verliebt sich in den italienischen Artisten Roberto, der am Ende, wie auch Toni in der West Side Story, von ihrem Bruder erschossen wird.
Das eigentliche Ende jedoch lässt Hoffnung aufkommen, Hoffnung auf ein friedliches Miteinander aller Nationen. Wie Regisseur und Produzent Raoul Schoregge betont, gehen die Mitglieder des Ensembles von China Girl mit bestem Beispiel voran. Kommen sie doch aus unterschiedlichen Kulturen und auch künstlerischen Bereichen. Da sind die Mitglieder des Chinesischen National Zirkus‚, europäische Artisten und Musicaldarsteller*innen und nicht zuletzt das vierköpfige Ensemble des „Orchesters der Nationen“.
Die wirklich nicht nur schönen, aber sehr aussagekräftigen Texte, der die einzelnen Szenen untermalende Gesang, die Stimmen und das Spiel der Musicalkünstler und allem voran die manchmal atemberaubende Akrobatik, egal ob asiatischen oder europäischen Ursprungs, faszinieren, berühren und – ja amüsieren. Lässt es sich Multitalent Raoul Schoregge, der auch Clown ist, nicht nehmen, das Publikum mit Clownerien zu unterhalten, die mir persönlich zu nah am Slap Stick sind. Was mir jedoch, außer wie ein kleines Kind mit Wonne zu staunen über Tricks, Kunststücke und mehr, gefiel. ist das Mitklatschen und/oder Mitsingen einiger Bowie Titel, was nicht nur geduldet sondern ausdrücklich gewünscht ist.
Die Freude diesen subtil deutlichen Aufforderungen zu folgen, war so groß wie die Begeisterung am ganzen Stück und intensive Jubel! Sie glauben mir nicht? Klar, ich bin eher begeisterungsfähig als kritikwillig, um der Kritik willen. Also: Morgen und übermorgen gäbe es noch die Möglichkeit, sich selbst zu überzeugen….
Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 13.4.2024 (14:30)
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