Opera Stabile: Am Ende kann Barra pfeifen

Titelbild:  Zlad Nehme
FotoCredits Niklas Marc Heinecke

„Kannst du pfeifen, Johanna“: dieser Schlager der Comedian Harmonists ist titelgebend für die neueste Produktion der opera piccola, der Oper für die Jüngsten in der Opera Stabile der Staatsoper Hamburg, die bei der Premiere Opas und ihre Enkel und auch alle anderen amüsierte und begeisterte.

Zwischen riesigen Plastikbaisers in ebensolcher Karamellsoße erleben wir die Geschichte von Opa Nils und den beiden Freunden Ulf und Barra. Letzterer wünscht sich nichts sehnlicher als einen Opa und den findet er in Nils. Die drei erleben in der einfühlsamen Regie von Maike Schuster wie auch den Kostümen und Bühnenbildern von Lea Burkhalter und Anton von Bredow das, was man heutzutage Quality-Time nennt. Doch eines Tages ist Nils nicht mehr da. Ulf und Barra wissen, er ist im Himmel. Und als Barra zum Abschied das Johanna-Lied pfeift, sehen die beiden Nils als kleinen Jungen und bei ihm ist seine „Johanna“.

Gordon Kampes Oper lebt von jenem Schlager ebenso wie von kindgerechten Dialogen und die Handlung untermalenden Klängen, die oft imitierende Geräusche sind, und sie lebt vor allem von der Spiel- und Musikzierfreude aller Beteiligten. Das gilt auch für Luiz de Godoy und sein kleines, feines Orchester aus Musikern des Philharmonischen Staatsorchester Hamburg

Der Bass Karl Huml ist in seinem gestreiften Pyjama ein wahrer „Bilderbuchopa“, einer der tief drinnen ein Junge geblieben ist und sich auf der anderen Seite freut, Weisheit (Drachen bauen und pfeifen lehren) weitergeben zu dürfen.

Der junge Bassbariton Grzegorz Pelutis füllt die Partie des Ulf mit viel wunderbar kumpelhaften Humor und großem Spaß an dem Spiel mit seiner Stimme. Dies gilt auch für den Tenor Zlad Nehme, einem ehemaligen Mitglied des Internationalen Opernstudios Hamburg, wobei sein Barra schüchterner ist als Ulf. Merkwürdigerweise sorgt sein Bart dafür, dass die Jugend und Kindlichkeit, die er darstellt, überzeugender wirkt, als hätte Regisseurin Maike Schuster ihn maskenmäßig auf „ganz jung getrimmt“, wie es ja oft der Fall ist, spielen Erwachsene Kinder.

Alles in allem ist „Kannst du pfeifen, Johanna“ ein wunderbares Stück für Groß und Klein, nicht nur für Opas und Enkel, für die im Programmheft Platz ist zu sagen, was sie an dem anderen so lieben.

Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 24.2.2024