Sie sind der Held meiner Jugend wie auch meiner reifen Jahre und Ihnen zu begegnen wäre ein Traum, dessen Erfüllung ich mit einer Vielfalt von Gefühlen entgegensähe, ein Grund, um an ein Leben nach meiner irdischen Existenz zu glauben.
Oh ja, mir ist der Unterschied zwischen „Leben“ und „Existenz“ bewusst, den Sie so schön formulierten: „‘Leben’. Es gibt nichts Selteneres auf dieser Welt! Die meisten Menschen existieren nur!“
Ach, was würden Sie dazu sagen, wüssten Sie, dass ein nordisches Möbelhaus diese Zitate abgewandelt hat und damit im Fernsehen wirbt, jener technischen Erfindung, die belebte, bewegte Bilder zeigt. Oh, sie erweckten nicht nur Ihren „Dorian“ zum Leben, gaben nicht nur Henry eine Stimme – oh nein, auch anderer Ihrer geistreichen Werke bediente man sich, um uns heute Lebenden zu unterhalten, zu amüsieren und – zumindest mir- zu beweisen: Ihre, verehrter Meister des Wortes, geistreichen Sprüche haben auch in unserer Zeit noch Gültigkeit. Sie werden immer und immer wieder zitiert. Und das nicht nur von jenem Möbelhaus, dessen Produkte für Sie, den Bonvivant, den Schöngeist, den Mann von Welt, sicher eine Enttäuschung und eine Beleidigung für Ihr wahre Schönheit liebendes Auge, sondern auch zum Beispiel für Eiscreme. Hier ist es der Satz mit der Versuchung …
Mir scheint, diese Art der Verbreitung einer weisen Wahrheit aus Ihrer Feder, wäre eher nach Ihrem erlesenen Geschmack. Ach, Mr. Wilde -abgesehen von Ihren Aphorismen und Sprüchen oder Theaterstücken- wie haben mich doch Ihre Märchen gerührt! Was habe ich geweint mit dem Zwerg der Infantin! Die Schwalbe des glücklichen Prinzen begleitete ich auf ihren Flügen durch London, weinte auch hier, egal wie rührselig und symbolbehaftet das Ende auch sein mag!
Nun sehe ich, wie Sie jenen Blick zeigen – verächtlich, blitzenden Auges. Die Lippen zuckend zu einer Erwiderung bereit, der ich, wie ich fürchte, nicht gewachsen sein würde.
Aber wer weiß, wenn ich mein Dasein auf Erden in ferner Zukunft dann beendet haben werde und bei Petrus stehe, um Einlass zu erbitten …
Ja was dann? Was tue ich dann? Sie suchen um mich in eines dieser Wortgefechte, diese Spiele mit Sprache und Sinn, die ich hier so liebe, mit Ihnen zu stürzen, hoffend bis dahin genug Erfahrung und Geschick gesammelt zu haben, um mich nicht allzu sehr zu blamieren?
Vielleicht! Vom Absinth werde ich die Finger lassen, ziehe ich doch Champagner vor …
Ja, Oscar, ich nenne dich jetzt einfach einmal so, auch das habe ich von dir und deinen Texten gelernt: Ich habe einen sehr einfachen Geschmack! Immer nur das Beste oder halt DEN Besten!
Auf nicht all zu bald, doch dann für die Ewigkeit! In herzenstiefer Verehrung
Deine Birgit Kleinfeld
(06.08.2016 als Beitrag einer Foren-Challenge)