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opera stabile – After Work: Sternstunde

Erst vor wenigen Tagen feierte Solontrabassist und Komponist Stefan Schäfer seinen 60. Geburtstag und gleichzeitig auch sein 30-jähriges Jubiläum als ständiges Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Daher war die erste After-Work Vorstellung dieser Spielzeit ihm und seinem Werk gewidmet. Drei Liederzyklen wurden von den jungen Mitgliedern des Internationalen Opernstudios Hamburg (IOSHH) Yeonjoo Katharina Jang und Mateusz Ługowski ,wie auch von Kammersängerin und – ich wage zu sagen Schäfers Muse, Gabriele Rossmanith stimmschön und lebendig gesungen und dargestellt. Begleitet wurden die Künstler von Pianist Daveth Clark. Nur im letzten Zyklus, der Uraufführung von Cinque Volte Dio, Schäfers Vertonung von Gedichten aus der Feder des italienischen Poeten Francesco Micieli, wurde Gabriele Rossmanith von Harfenistin Sophia Whitson begleitet.

S. Whiston, F. Micieli, S. Schäfer, G. Rossmanith, M. Ługowski, Y. K. Yang.
Alle Fotorechte: privat (G. Rossmanith
)

Nach einer, wie immer liebe- und humorvollen, Anmoderation durch Dramaturgin Janine Zell machten die bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Sopranistin Yeonjoo Katharina Jang und der ebenfalls mit nicht wenigen Auszeichnungen bedachte Bariton Mateusz Ługowski uns einmal mehr bewusst, wie vielseitig doch die Sterne zu besingen sind. Stefan Schäfers Sternenlieder, sprechen von Sternen als „Nachtblumen“, von „Augen wie Sternen“ aber auch von deren metaphorischen Bedeutungen. Yang und Lugowski singen abwechselnd was auf der einen Seite Applaus nach jedem einzelnen Beitrag ermöglicht aber doch auch ein minimales Maß an Unruhe bringt. Besonders Lugowski, aber auch Jang überraschen mit wunderbarer Textverständlichkeit. Und beide qualifizierten sich auf jeden Fall schon jetzt im zweiten Jahr im Opernstudio für viele schöne Partien auf der großen Bühne. Ihr Auftritt schloss mit dem Lied „Sterne und Träume“, einem Dialog zwischen zwei Liebenden, bei denen Interpretation und Gesangtief berührten.

D. Clark, G Rossmanith,
Alle Fotorechte: privat/G. Rossmanith

Kammersängerin Gabriele Rossmanith verzauberte das Publikum dann zuerst mit fünf Liedern des Zyklus „Spuren des Mondes“. Mich persönlich freute besonders, das wunderbare Lied „Zwei lila Primeln“ live zu hören, hat es mich doch schon auf der CD sehr berührt. Doch Rossmaniths ausdrucksvoller, stets schön modulierter Sopran, zusammen mit ihrer Gestik, gibt diesem wie auch den anderen Liedern das gewisse Extra.

S. Whitson, G. Rossmanith
Alle Fotorechte: privat/ G. Rossmanith

Schön war auch, dass der Uraufführung von Cinque Volte Dio eine Lesung der Gedichte auf Deutsch und Italienisch durch deren Verfasser Francesco Micieli vorausging. Da zeigt sich Gott zum Beispiel in den Augen eines Plüschtiers oder eine am Fenster sitzende Karte hält sich für Gott bis ein Windstoß kommt. Doch vielleicht zeigt sich Gott uns ja auch in dem Fremden, der uns freundlich grüßt, in einer Sprache, die wir nicht verstehen, da es die Sprache Gottes ist. Micieli liest seine Texte einfühlsam und mit dem typischen Augenzwinkern, das nur der Autor selbst zustande bringt.

Mit Schäfers Melodien versehen und von dem „Traumduo“ Whiston/Rossmanith interpretiert, werden die poetischen Miniaturen zu einem Erlebnis, das man mehr als ein Mal hören möchte, vielleicht um durch Worte und Klang einen ganz speziellen, von den Konventionen der Religionen losgelösten Zugang zu Gott zu finden. Wie vielleicht auch humorvollen, weltlich-himmlischen Trost?

S. Schäfer, S. Whitson, Y.K. Jang, G. Rossmanith, M. Lugowski
Alle Fotorechte: privat/G. Rossmanith

Ein weiterer Höhepunkt des, dieses Mal zwar mehr als eine Stunde dauernden aber doch fast zu kurzen Abends, war das Geburtstagsständchen von sechs Kontrabassisten, die für Schäfer ein wunderbares Werk von Schäfer (?) spielten. Ja, die After-Work Vorstellungen in der opera stabile bieten immer etwas Besonderes in einer anheimelnden Atmosphäre. Wie schön, dass diese Spielzeit noch sechs weitere, sicher ebenfalls unterhaltsame und qualitativ hochwertige After-Work Shows auf dem Spielplan stehen!

Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 21.9.2023

Link zu einer CD aus der Feder Rossmanith/Schäfer:

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