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Nomen ist nicht immer Omen, oft reicht er nicht allein, da hinter kann noch viel mehr „wohnen“! Kommt! Schaut doch einfach rein!

Jacopo Bellussi: Genuas Botschafter für Tanz und …

Titelbild: : Porto Antico di Genova./ Jacopo Bellussi

Jacopo Bellussi ist Erster Solist am Hamburg Ballett und stellte in den unterschiedlichsten Rollen seine Vielseitigkeit unter Beweis, doch heute möchte ich nur eine nennen: Endymion, der in ewigen Schlaf versetzte Geliebte der Göttin Diana aus dem Ballett Sylvia. Diese Rolle tanzt er durchgehend mit so gut wie geschlossenen Augen. Im wahren Leben hat er die Augen für die Belange seiner Heimatstadt Genua in den Bereichen Ballett und Guter Zweck weit offen. Ein Gespräch am 10.7.23 mit dem sympathisch und bescheiden wirkenden Tänzer ermöglicht es mir, auch vom Genua fernen Hamburg aus auf Bellussis Projekte aufmerksam zu machen (und vielleicht sogar zu ermutigen, diese Projekte wie auch ich durch Spenden zu unterstützen).

Ballett: Sylvia A. Laudere (Diana). J. Bellussi (Endymion) / Alle Fotorechte: Kiran West

Birgit Kleinfeld (BK): Herr Bellussi zu Beginn erst einmal Hut ab vor Ihnen und Ihren Kollegen und herzlichsten Dank für vier Wochen Balletttage! Schön auch dass Sie sich Zeit nehmen, um mit operngestalten.de zu sprechen, obwohl es mit dem Hamburg Ballett morgen (11.7.) für ein kurzes Gastspiel nach Grenada geht und dann für Sie weiter in die Heimat Genua zur Gala Un mare di Danza.

Jacopo Bellussi (JB): Das mache ich gerne.

BK: In einem Artikel über ihre Charity Gala am 18.7 23 im antiken Hafen von Genua nannte man Sie „den jüngsten Botschafter Genuas“. Seit Ende Mai diesen Jahres sind sie auch Leitender Berater der Internationalen Ballett Hauptstadt Genua. Was steckt dahinter?

JB: Wo soll ich anfangen … Als vor fünf Jahren das Polcevera-Viadukt, die Morandi Brücke einstürzte, war ich sehr betroffen, Wissen Sie, als Kind bin ich so oft mit dem Fahrrad dort gefahren, außerdem ist Genua eher eine kleine Stadt und jeder kennt fast jeden. Darum dachte ich damals, dass ich unbedingt etwas tun müsste um meine Heimat zu unterstützen. Das war dann die Idee für die erste Charity-Gala. Ich wusste einfach, ich muss etwas tun, muss tanzen um zu helfen.
Dazu kommt auch, dass, ja, seit ich geboren bin, Ballett in Italien und eben in Genua kaum noch eine Rolle spielt. Das möchte ich ändern. In den siebziger und auch den achtziger Jahren gab es viele Gastspiele auch vom Hamburg Ballett, dann hörte es aus verschiedenen Gründen auf.

BK: Aber nun ist Genua halt dank Ihres Engagement auf dem Weg zurück in die Welt der Ballettmetropolen.

JB: Naja, ich hoffe es. Dieses Jahr freue ich mich sehr über den Ort an dem wir auftreten: die Arena di Mare im antiken Hafen.

BK: Das stelle ich mir irgendwie magisch vor, romantisch.

JB: Das ist es! (nach kurzem Zögern fügt er schmunzelnd hinzu): Außerdem kommen ja dieses Jahr darum noch mehr Gäste von den Kreuzfahrtschiffen als die letzten Jahre zu unserer Vorstellung. Aber es ist wirklich ein wunderschöner Ort, wie eigentlich alle Theater in Genua.

BK: Aber Sie möchten mehr erreichen, widmen sich unterschiedlichen charitativen Projekten. Erst im März gab es im Teatro Sociale in Camogli eine Gala als Hommage an John Neumeiers Werke zu Gunsten des Vereins „Piccoli Cuori“, der herzkranke Kinder und deren Familien unterstützt.

JB: Das war ein sehr besonderes Ereignis.

BK: Aber nicht allein wegen des Tanzens, oder?

Arbeitsplatz mit Meeresblick Alle fotorechte: Jacopo Bellussi
Spenden an „Sofia n’el cuore IBAN-Code IT56 M030 6909 6061 0000 0194 003)

JB: Genau, die Kinder waren so…. so wunderbar. Wissen Sie, Sie und Ihre Kollegen schreiben immer, dass wir den Kranken und Bedürftigen so viel geben, aber es ist anders herum.

BK: Ich für meinen Teil bleibe dabei. Ich finde es einfach bewunderungswürdig, wenn junge Menschen wie Sie und Ihre Kollegen, die Sie bei Ihren Galas unterstützen, die einen Beruf haben, der sie sehr beansprucht, sich so in ihrer knappen Freizeit für andere einsetzen. Doch ich verstehe auch den emotionalen Wert, den diese Art von Arbeit hat.
Mögen Sie uns ein Beispiel geben?

JB: Natürlich. Die Kinder waren so begeisterungsfähig so dankbar für alles. Es gab da ein kleines Mädchen, ich glaube sie war ungefähr 5 Jahre alt. Sie zwang ihre Eltern immer, sie zu uns in die Nähe zu bringen nach der Veranstaltung, zeigte uns ihre Arielle-Puppe und war so süß – und so stark, trotz ihrer Krankheit. (Er zögert einen Moment). Und dann – ich weiß gar nicht ob man das schreiben kann….

BK: Erzählen Sie einfach, wenn Sie mögen… Ehrlichkeit und ein wenig Emotionalität machen Engagement greifbarer, finde ich.

JB: Jene Situation bewegt mich immer noch. Eine der Gründer*innen des Vereins Piccoli Cuori“, ihr Sohn ist verstorben, kam nach der Vorstellung zu mir: „Herzlichen dank, Herr Bellussi, mein Sohn war wirklich den ganzen Abend bei mir.“

Das fleißige Künstler Team!!! Alle Fotorechte :Jacopo Bellussi
Spenden an „Sofia n’el cuore IBAN-Code IT56 M030 6909 6061 0000 0194 003)

BK: Boah, das geht wirklich unter die Haut. Und motiviert auch, beweist, dass man auf dem richtigen Weg ist, könnte ich mir vorstellen. Und Sie gehen Ihren Weg, ja – Gott sei Dank – intensiv und mit viel Herzlichkeit für Tanz, (in) Genua und dies Mal die Stiftung Sofia n’el core.

JB: Sofia Sacchitelli war eine junge Medizinstudentin, die an einer sehr selten Krebserkrankung litt. Sie hatte bösartige Tumore im Herzen und die Erforschung dieser und anderer seltener Krankheit auch nach ihrem Tode war ihr sehr wichtig. Es machte sie traurig, dass sie nie als Ärztin arbeiten können würde. Ihre Stiftung zu unterstützen ist mir besonders wichtig, da ich durch Bekannte auf ihren Fall aufmerksam gemacht wurde.

BK: Ja, wenn man, auf welche Art und wie entfernt auch immer, mit etwas oder jemanden verbunden ist, berührt Leid umso mehr. Vielleicht gelingt es uns ja mit Ihren Worten eine Verbindung zwischen den Lesern und Stiftungen, wie „Piccoli Cuori“  und „Sofia n’el cuore“ herzustellen, die zum Spenden anregt.

Tänzer hautnah! Weitoffene Herzen für die Kinder von piccoli cuori

JB: Das wäre schön und wirklich jede, ja, jede noch so kleine Spende hilft!

BK: Die Iban-Nummern werden im Anhang folgen. Nun aber zu der Gala, deren Titel Un Mare di danza ich schon sehr poetisch finde, besonders eben auch mit der fantastischen Kulisse.

JB: Ja, Genua ist eine Hafenstadt, wir tanzen am Hafen und auch wir Tänzer kommen alle von Kompagnien aus Hafenstädten. Ach, übrigens keiner wird bezahlt, nur für Unterkunft und Verpflegung ist gesorgt.

BK: Und Sie sagen, Sie geben nicht viel! Ein Charity Projekt in den Ferien!

JB: Ach … Also, wir sind Tänzer aus Hamburg, Kopenhagen und Antwerpen. Es gibt einen Triptychon. Ida Praetorius, wie ich im Hamburg Ballett, tanzt mit mir zu Musik von Franz Schubert einen Pas de deux, den ihr Bruder Tobias Praetorius für uns choreografiert hat. Auch die Hamburger Choreografin Kristin Paulin  ist mit einer Choreografie dabei und aus Posen Robert Bondara. Es wird ein wirklich spannender Abend, mit Musikern wie Duo Biondi Brunialti und Marcello Fera. Ich freue mich wirklich sehr auf diesen Abend und hoffe auf viel gute Resonanz!

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BK: Das wünsche ich Ihnen von Herzen! Obwohl, nein… Meine Recherchen ergaben, dass Sie – auch als Tänzer – und Ihre Projekte viel und hohes Ansehen in Ihrer Heimatstadt und ihrem Heimatland genießen. Darum bin ich überzeugt von Ihrem künstlerischen und auch dem finanziellen Erfolg für Sofia n’el cuore. Aber natürlich: In bocca al lupo!

JB:: Crepi il lupo!

BK: Eine letzte Frage noch. Gibt es schon Pläne für ein nächstes Projekt?

JB: Ich möchte meinen Hamburger Kollegen Aleix Martinez, der auch ein begabter Choreograf ist, gewinnen um eine Choreografie zu machen im nächsten Jahr. Aber mehr verrate ich nicht…

BK: Es geht ja auch erst ein Mal um dieses Jahr! Im nächsten Jahr gelingt es dann auch operngestalten, von der Gala zu berichten um zu einer Reise nach Genua zum Ballett zu animieren!
Aber jetzt: Grazie tanto e ciao!

Birgit Kleinfeld, Juli2023 Hamburg

JEDE Spende hilft!!! Meine war „nur“7,77€ Birgit Kleinfeld
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