Opern- und Leben(s)gestalten

Es gibt so vieles, neben Oper, mit dem es sich lohnt das Leben zu gestalten! Drum füllen sich nach und nach die Menü- & Unterpunkte! Viel Spaß!

Laeiszhalle – Musikfest Hamburg: Jonas Kaufmanns „Best of…“

Nein, der Titel ist nicht despektierlich gemeint, das Programm dieses Liederabends in der Laeiszhalle Hamburg von Jonas Kaufmann und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ,unter der Leitung von Jochen Rieder, bot tatsächlich viele Arien-/Orchester-Highlights, die ins Ohr gehen und lange dort bleiben. Kaufmanns Art auf Nummer sicher zu gehen? Vielleicht. Andererseits ist es nicht vielmehr ein Risiko Stücke zu singen, die ein Großteil des Publikums in Studioaufnahmetechnik kennt und liebt? Besonders, wenn der Künstler diese Arien und Szenen zu Zeiten aufführt, in denen kritische Stimmen allmählich lauter werden als Lob? Doch wie dem auch sei, die Begeisterung im Saal besonders für den zweiten, dem Verismo gewidmeten, Teil war so groß, dass Jonas Kaufmann vier Zugaben gab, die mit Jubel und Standing Ovations bedacht wurden.

Jonas Kaufmann, Jochen Rieder, by Sören L. Schirmer

Viva Verdi

Der Abend begann mit dem Preludio zu Giuseppe Verdis Aida gefolgt von Radames‘ Auftrittsarie Celeste Aida. Weiter ging es -immer abwechselnd mit einem Orchesterstück und einer Arie- mit Musik aus Luisa Miller, Un Ballo in Maschera und Otello.
Ein wirklich mitreißendes Programm, dem man sich allerdings nur mit einigen Schwierigkeiten, sprich Unterbrechungen, hingeben konnte: Nach jeder Arie verließ Kaufmann unter Applaus die Bühne, um dann nachdem der Beifall für den Orchesterbeitrag verklungen war, mit Klatschen wieder begrüßt zu werden. Dies zerriss die Stimmung und ich bin überzeugt, der Genuss wäre noch intensiver gewesen, hätte Kaufmann die Bühne nicht immer wieder verlassen.

Jochen Rieder und sein Orchester brachten Verdis Melodien in den Preludien mit viel Geschick und Freude an flotten Tempi und, besonders in den Forte-Passagen, so zum Klingen, dass man sich einfach angenehm „berieseln“ und mitreißen lassen konnte.

Jonas Kaufmann, Jochen Rieder, by Sören L. Schirmer

Verismo – Die Wahrheit

Kaufmann begleiteten die Musiker einfühlsam und ohne seine Stimme mit dem eigenen Enthusiasmus zuzudecken. Jonas Kaufmann selbst hat nichts an seiner sympathischen Ausstrahlung und seinem Charme verloren und in den mittleren Lagen verzaubert er immer noch mit jenem ihm eigenen tenoralen Schmelz. In den ehemals kraftvoll strahlenden Höhen weicht er oft auf die Kopfstimme aus, was die Wirkung ändert: Jugendliche Frische/ Leidenschaft wich eher melancholischer Zärtlichkeit, Mühelosigkeit hier und da merklicher Anstrengung. Und doch beeindruckte Kaufmann, besonders bei Otellos Dio mi potevi scargliar und im Versimo Teil mit den I Pagliacci Szenen (Si puó… /Vesti la giubba), aber auch dem letzten Lied des offiziellen Teils Mama, Quel vino… aus Mascagnis Cavalleria rusticana berührte er durch stimmliche wie darstellerische Intensität.

Jonas Kaufmann, by Sören L. Schirmer

Gegenseitige Wertschätzung, Dankbarkeit

Seine, durch viel Freude und auch sichtliche Rührung, deutlich sichtbare Dankbarkeit für die ihm entgegengebrachte Wertschätzung zeigte er durch vier Zugaben, die einmal mehr seine Vielseitigkeit bewiesen: Als opener gab er Ruggero Leoncavallos La Mattinata. Es folgten Come un bel di di maggio aus Umberto Giordanos Andrea Chénier, Ombra di nube von Licinio Refice und als „Rausschmeißer“: Ernesto De Curtis‘ Non ti scordar di me.

Ich bin sicher, dessen kann er gewiss sein: Niemand wird ihn vergessen und wenn sich hier und da Wehmut einschleicht, dass Kaufmann den Zenit seiner Karriere überschritten hat, hindert dieser Gedanke doch nicht daran, sich noch im Nachhinein über nicht wenige schöne Momente zu freuen und zu hoffen, dass es davon noch einige mit Kaufmann in Hamburg geben wird.

Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 12.5.23

Links:
https://www.elbphilharmonie.de/de/
https://www.elbphilharmonie.de/de/laeiszhalle
http://www.jonaskaufmann.com/
http://jochenrieder.com/
https://www.staatsphilharmonie.de/de/


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