Titelbild: Sämtliche Fotorechte: Mozartfest der Stadt Augsburg/ Bastian Walcher
100% echt: „Geht’s und verkauft’s mei Gwand“ aus der Operette „Wiener Blut“ ist das erste Stück aus dem Bereich „Wiener Lieder“ (nach einem Einstieg mit Mozart), das der österreichische Bass Günther Groissböck im „Kleinen Goldenen Saal“ beim Mozartfest in Augsburg, singt: „Und zieh ich einmal in die Ewigkeit ein, dann bestell ich mir schnell noch ein guats Glaserl Wein …“

Ja! In den Wiener Liedern steckt nicht nur Weinseligkeit sondern auch viel Wahrheit und Vergänglichkeit. „Wenn der Herrgott net will …“. Dazu läuten passend die nahen Domglocken zur Abendmesse. Begleitet wird Groissböck von den Philharmonia Schrammeln Wien. Die Philharmonia Schrammeln haben auch Angelika Kirchschlager auf ihrem Album „Seligkeit“ begleitet. Eine bessere Begleitung für Groissböcks authentischen Wiener Abend könnte man sich gar nicht vorstellen. Der dunkle, warme Bass und die Schrammelmusik ergänzen sich perfekt. Anders als bei vielen Sängerkollegen, die keine Österreicher sind, sind die Lieder hier echt. Niemand muss so tun als ob. Wer kein Österreicher ist, und also nicht den dafür notwenigen Akzent / Tonfall in der Stimme mitbringt, sollte es machen wie Elisabeth Schwarzkopf: technisch perfekt aber ohne einen Versuch der Annäherung.

André Heller ist auch vertreten an diesem Abend, mit „Annageln kannst es net, die Zeit“. Wieder die Vergänglichkeit. „Die Zeit geht mir durch wie Rösser … “ Die Musik dazu komponiert hat der Wiener Geiger und Komponist Toni Stricker (1930 – 2022). Wehmütig und sofort ins Ohr gehend.
Und danach – nach immerhin fast zweieinhalb Stunden – braucht man einen Wein, und nicht nur einen … die Lieder hallen gewaltig nach.
Josef Fromholzer (07.05.23)