Die letzte Veranstaltung des Formats After Work in der opera stabile der Staatsoper Hamburg wurde bestritten von dem in Hongkong geborenen britischem Bass-Bariton Liam James Karai und dem polnischem Bariton Mateusz Ługowski. Beide haben nun bald ihre erste Spielzeit als Mitglieder des Internationalen Opernstudios Hamburg (IOSHH) absolviert, eine sicherlich aufregende Zeit mit vielen Meisterkursen (unter anderem mit Georges Petean (Bariton), Renaud Doucet (Regisseur) und Sängerinnen KS Krassimira Stoyanova und Olga Peretyatko, wie auch zahlreichen Auftritten in kleineren Partien auf der Großen Bühne der Staatsoper Hamburg. Nun präsentierten sie mit selbst auf Deutsch verfassten Anmoderationen Lieder von Komponisten ihrer Heimat. Begleitet wurden sie am Flügel von der russischen Pianistin Anna Kravtsova, die ihr eigenes Solostück, Vocalise op.34, Nr.14 von Sergei Rachmaninov, „dem schönsten Instrument der Welt, der menschlichen Stimme“ widmete. Und schön sind sie auch wirklich, die Stimmen der beiden Künstler dieser Veranstaltung.

Liam James Karai (24): Ausdrucksstark in Stimme, Gestik, Mimik
Der junge Bass-Bariton verfügt über eine wunderschöne Stimme mit der er besonders aus den Liedern von Jonathan Dove kleine, durch Gestik und Mimik lebendige Geschichten macht und so mitreißt und alle Emotionen mitfühlen lässt. Schön und sicher bot er auch die vom Meer und von Seeleuten handelnden Lieder aus den Federn von John Ireland und Charles V. Standford dar. Sein Timbre ist weich, dunkel und vielfarbig.
Bescheiden charmant trug er seine deutschen Anmoderationen vor und mit Robert Schumanns perfekt verständlich vorgetragenem Die beiden Grenadiere gelang es ihm mühelos, Verzweiflung und bittere Ergebenheit von Soldaten zur Zeit der Napoleon-Kriege deutlich zum Ausdruck zu bringen.
Vielen Dank und ein alles andere als überheblich gemeintes: Weiter so!
Mateusz Ługowski (27): Einfach nur singen? Nicht „sein Ding“
Schon im Herbst 2022, als sich die neuen Mitglieder des IOSHH in der opera stabile vorstellten, bestach Mateusz Ługowsk durch die Leichtigkeit, mit der er mit dem Publikum regelrecht interagierte, wenn nicht gar (als Escamillo) flirtete. Auch während der Präsentation der Lieder seiner Heimat, geschrieben von Karlowicz, Chopin und Moniuszko sprühte er vor verschiedenen Emotionen und viel Charme. Bei Moniuskos Krakowiaczek fiel es ihm sichtlich schwer die Krakoviac-Schritte nur anzudeuten statt eine „eine kesse Sohle aufs Parkett zu legen„.
Seine Bariton ist ebenso Ausdrucksstark und sein Stimmumfang ist wirklich groß und reicht, wie in der Zugabe zu hören, fast in tenorale Höhen.
Auch seine deutschen, ausführlichen Anmoderationen und sein auf Deutsch gesungenes Lied, Franz Schuberts Du bist die Ruh‘, waren wunderbar artikuliert.
Fazit: Wieder eine schöne, kurzweilige Konzert-Stunde, die sich anfühlte wie 10 Minuten und deren Höhepunkt, die Zugabe des Cabaletta-Duettes aus Bellinis Die Puritaner, für einen wohligen Schauer der Begeisterung sorgte. Und die Begeisterung zeigte sich dann auch in lautstarkem Applaus. Hoffentlich bleiben diese beiden jungen Sänger Hamburg noch lange und in vielen Partien erhalten.
Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 5.5.2023