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Buchbesprechung – MARIA CALLAS: TAG FÜR TAG – JAHR FÜR JAHR

fotorechtebeider „Caféhaus-Bilder“: Josef Fromholzer

Der hunderste Geburtstag von Maria Callas jährt sich in diesem Jahr 2023: sie ist am 02. Dezember 1923 in New York City geboren. Eine Fleißarbeit im besten Sinne ist die ausführliche Chronik von Helge Klausener: Der Übersetzer  Klausener hat in jahrzehntelanger Arbeit Leben und Werk Maria Callas` „Tag für Tag – Jahr für Jahr“ zusammengestellt. Und diese ausführliche Zusammenstellung geht über den Tod der Sängerin hinaus bis in die Gegenwart (mit Nachleben und Nachruhm – so kann man mit zwei Worten die Jahre nach 1977 zusammenfassen). Wer selbst im Bereich Oper sammelt, ob nun Vinyl oder alte historische Opernprogramme und Programmzettel, der kann ermessen, was für ein Aufwand hier notwendig war.

Beginnt man im Buch zu lesen und zu blättern ist man zuerst überwältigt von der Fülle, vom Detailreichtum. Stationen ihrer Karriere, Reisen (z.B. die Ankünfte auf Flughäfen), Auftritte, Opernrollen, Privates, Konflikte, Kritiken und Vieles mehr. Zu ihren Konzerten sind, soweit es sich recherchieren lies, die Setlisten, das Programm der Vorstellung, abgedruckt. Dieses Buch ist keine Biographie, wird aber eine, wenn man es chronologisch liest und so durch das Leben der Callas geht. Die Chronik wird zu einer Zeitreise. 

Sehr ausführlich wird (z.B.) das legendäre Scala-Gastspiel der Oper „Lucia di Lammermoor“ in Berlin im September 1955 behandelt: Callas als Lucia, Di Stefano als Edgardo und Herbert von Karajan als musikalischer Leiter. Zeitzeugen und Kritiker kommen zu Wort. Einen ähnlichen Umfang hat die NORMA Vorstellung in Rom (02.01.58), in welcher Maria Callas nur den 1. Akt gesungen hatte und danach krankheitsbedingt absagen musste. Man erfährt auch, dass dieses Ereignis einen Rechtsstreit mit der römischen Oper nach sich zog, der erst im Jahr 1971 final entschieden wurde (zugunsten von Maria Callas). Von diesem 1. Akt NORMA gibt es einen Mitschnitt bei Myto-Records (der heute auch noch erhältlich ist). 

Man kann sich gut vorstellen: das viele Reisen in Jahrzehnten, in welchen (gerade!) Flugreisen noch nicht die Geschwindigkeit, Komfort und Sicherheit hatten, wie heute, muss sehr anstrengend gewesen sein. Die Ruhezeiten zwischen Auftritten auf unterschiedlichen Kontinenten waren teilweise nur recht kurz

Ebenso sind einige seltene  Fotos im Buch zu finden, u.a. zwei Berlin-Fotos: Ankunft am Berliner Flughafen Tempelhof im Jahr 1955 und ein Auftrittsfoto von ihrem Konzert im Oktober 1959 im Berliner Titania Palast. Und Maria Callas am Beginn ihrer Karriere, auf der Überfahrt mit dem Schiff nach Italien 1947. Dazu ist im Buch  zu lesen:“27.06.1947 Neapel. Maria Callas kommt mit dem russischen Frachtschiff Rossia in Neapel an. Am nächsten Tag reist sie von Neapel nach Verona zu den Proben von LA GIOCONDA. (…)“, Seite 45.

Helge Klausener, „Maria Callas. Tag für Tag – Jahr für Jahr“, mit einem Geleitwort von Jürgen Kesting, Hollitzer Verlag Wien, 2023, 45 Euro. 

(J.Fromholzer)

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