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Elbphilharmonie – Seda Amir-Karayan: Frauenliebe und -Leben

Titelbild: Vahan Stepanyan

Liederabende oder Konzerte im Kleinen Saal der Elbphilharmonie, sind wie die zwei Seiten einer Münze: Knapp 550 Plätze umfassend hat die Atmosphäre etwas anheimelnd Intimes. Doch auf der anderen Seite sind die Konzerte von meist von einer so hohen Qualität, dass die Künstler ein größeres Publikum verdient hätten. So auch Seda Amir-Karayan (Alt) und ihr Pianist Götz Payer.

Fotorechte: Vahan Stepanyan

Zwei Persönlichkeiten – ein Team
Seda Amir-Karayan gehört zu jenen Sänger*innen, die über eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert verfügen. Heute eine gefragte Liedsängerin, sang sie bereits im Alter von sechs Jahren als Solistin in einem Kinderchor in ihrer Heimat. Ihr Studium mit dem Schwerpunkt Oratorium- und Liedgesang schloss sie mit Auszeichnung ab und absolvierte Meisterklassen bei Sängerinnen wie zum Beispiel Helen Donath und Brigitte Fassbaender.

Götz Payer ist ein äußerst einfühlsamer Begleiter. Sicher, ein kausaler Zusammenhang besteht nicht, und dennoch habe ich nach dem Lesen seiner Kurzbiografie das Gefühl, dass sich Payers Persönlichkeit in seinem Spiel auf gewisse Weise widerspiegelt. Oder umgekehrt? Denn er ist auch im Privatleben ein Mensch mit Empathie und Verständnis für andere. was sich in seinen, ihm sehr am Herzen liegenden, Projekten zeigt, wie zum Beispiel: Musik für Menschen mit Demenz, Singen mit Kindern.


Klänge auch aus der Heimat

Frauenliebe und -Leben ist der Name des Programms der jungen Armenierin, die in ihrer Heimat bereits als sechsjährige Solistin in einem Kinderchor sang und nun im Erwachsenenalter eine international gefragte Liedsängerin ist. Der Abend begann mit fünf Liedern von Robert Schumann. Es folgten sieben Lieder des armenischen Komponisten Komitas Vardapet und vor der Pause zwei aus der Feder von Clara Schuman. Den Abschluss machten der Namengebende Zyklus Frauenliebe und -leben nach Gedichten von Adalbert von Chamisso und fünf Lieder von Hugo Wolf. Alles in allem ein anspruchsvolles, interessantes Programm, dessen Umsetzung beeindruckte. Und das mit den Zugaben „Du bist wie eine Blume“ (Schumann) und einem unter die Hautgehendem armenischen Kirchenlied endete.

Prof. Götz Payer
Fotorechte: Simon David Tschan.

Eine Frau, die das Singen liebt und lebt

Götz Payers Leidenschaft für sein Instrument und die Virtuosität seiner Begleitungsmelodien, steht der ungekünstelten Kunstfertigkeit Amir-Karayans in nichts nach. Er führt sie, weil er sie führen lässt: Will sagen, sie ergänzen sich wunderbar, jeder hat den Raum, den er benötigt um seine Kunst entfalten zu können. Schon bei Ihren Anmoderationen spürt man die Liebe der jungen Sängerin zum Liedgesang. Sie erzählt von der Liebe des Ehepaar Schumann, von Claras Stärke und erklärt wie wichtig es ihr sei Roberts, auch für Clara geschriebenen, Liederzyklus Frauenliebe und -Leben zu singen. Voller Hingabe lässt sie das Bild einer jungen Frau, von der ersten Begegnung mit dem Liebsten bis zu dessen Tod, durch Gesang und authentische Gestaltung entstehen. Ebenso wie sie uns dann in den Liedern von Hugo Wolff ganz andere Frauentypen sehen und hören lässt.

Fotorechte: Vahan Stepanyan


Die berührendste Teile des Abend jedoch waren, neben der zweiten Zugabe, die Liebeslieder von Komitas Vardapet. Amir-Karayan verstand es, dem Publikum mühelos die Besonderheit der von Komitas Vardapet in Kunstlieder verwandelten, armenischen Volkslieder nahezubringen. Die Musik bringt ihre Stimme, die über viele Klangfarben verfügt, auf eine unvergessliche Art zur Geltung. Mir, der es ja selten an Worten mangelt, wollen momentan einfach nicht die richtigen einfallen, die dem Timbre und diesem ungewöhnlichen Klang, besonders in den tiefen Lagen, gerecht werden.
Darum schließe ich mit Dank für den schönen und vom Publikum sichtlich genossenen Abend, freue mich die CD „Wehmut“ mit Werken von Gustav Mahler, Robert Schumann und Komitas Vardapet rezensieren zu dürfen und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen und -hören.

Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 28.3.2023

Links:
https://www.elbphilharmonie.de/de/
https://sedaamirkarayan.de/
https://www.goetzpayer.com/
https://www.kristinapatzelt.com/
http://www.komitas.am/eng/index_eng.htm

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