Mit einem gewaltigen Donnerschlag ging dieses schön schräge Musical los, die Zuschauer zuckten zusammen und keiner machte erst mal einen Mucks, bevor alle erleichtert auflachten.
Mit der Darstellung der Akteure hält sich die Inszenierung sehr an den Film von 1986, in dem Frank Oz die Regie führte, bis auf eine Ausnahme, die nicht verraten wird. Alle Charaktere wurden adaptiert, sodass man hier in die gewohnt kultige Szenerie sofort eintauchen konnte.

Da Seymour (Joshua Hien) gleich von Anfang an den Zuschauer gekonnt durch die Geschichte führt, wird es keine Minute langweilig, und mit einer völlig überzogenen und somit passend dargestellten Audrey an seiner Seite nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Ruth Katharina Fuchs schafft es hier als lispelnde Audrey komplett zu überzeugen. Sie sorgt immer wieder für Lacher und glänzt auch insgesamt besonders mit Stimme und Mimik. Mit verträumten Augen singt sie „Im Grünen irgendwo“ und zaubert sogleich ein Bild der Vorstadtidylle herbei. Andreas Zaron als Mr. Mushnik komplettiert den Blumenladen, der in der gesamten Inszenierung auch als Bühnenbild fungiert. Mit vielen kleinen Details, bis hin zu drehenden Blumentöpfen beim Kassieren mit der alten Kasse, wurde hier eine wunderbare Kulisse geschaffen, die durch ihre offene Front das Innere des Ladens immer in den Mittelpunkt rückt. Jedoch betreten und verlassen die Akteure durch eine Türe an der Seite die Szene, sodass der Charakter eines Ladens immer präsent bleibt.

In Szenen, die nicht im Blumenladen stattfinden, wird entweder dieser einfach mit einer Mauer verschlossen und davor gespielt oder eine kleine zusätzliche Kulisse auf die Bühne gerollt um in der Zahnarztpraxis spielen zu können. Auch diese mit vielen Hinguckern wie Handschellen am Zahnarztstuhl und ein “NO” Exit Schild über der Tür. Bas Timmers als Orin Scrivello hatte als irrer und sadistischer Zahnarzt mit seinem Hang zum Lachgas eine besondere Rolle hier und ihm gelang es spielend den Zuschauer von seinem Wahnsinn zu überzeugen. Spätestens mit dem Song „Zahnarzt“ weiß jeder wie es bei ihm tickt.
Die drei Sängerinnen, die die Geschichte musikalisch mittrugen, waren: Chiffon (Olivia Kate Ward), Crystal (Finn Samira Präffcke-Schrips) und Ronnette (Daniela Tweesmann), die besonders gut in ihre Rolle schlüpfte. Alle drei konnten durch eine tolle Choreografie und mit wechselnden Kostümen immer wieder brillieren.

Die Umsetzung / Darstellung der “Audrey II” ist absolut großartig, vom kleinen Ableger bis hin zur großen Pflanze, die den halben Laden einnimmt. Hier durfte diesen Abend Carl Van Wegberg in das Kostüm schlüpfen und mit einem herrlich fordernden “Füttere mich!” den armen Seymour um den Verstand bringen. Nicht zu vergessen sind die in mehreren Rollen glänzenden Alexander Ruttig und Stefan Preuth, die immer wieder verwandlungsfähig in jede dieser Rollen schlüpften und somit das Stück komplettierten.
Die Choreografie war bis ins Detail perfekt und somit wurden die Tanzeinlagen auch ein Augenschmaus. Besonders wenn alle Darsteller gleichzeitig auf der Bühne waren. Auch musikalisch ist das Stück mehr als gelungen, alle Sänger:innen konnten überzeugen, dass man nicht immer in ein “großes” Theater gehen muss, um einen wunderbaren Abend zu erleben. Das Musical wird durch eine Live-Band begleitet und auch wenn man diese während der Aufführung nicht sieht, gibt es doch dem ganzen ein Extraflair. Alles in allem eine gelungene Vorstellung und Vorsicht vor „besonderen und merkwürdigen Pflanzen!“
Caren Heuser (Gastautorin), Vorstellungsbesuch 23.03.2023
Persönlicher Fun Fakt der Autorin: Am 06.Mai 1982 wurde das Musical in New York uraufgeführt und am 06. Mai 1986 fand die deutsche Erstaufführung statt. Warum das für mich wichtig ist? Der 06 Mai ist mein Geburtstag 🙂