Titelfoto: Alle Rechte Josef Fromholer
„My mistress` eyes“ – Birgit Minichmayr, die vom bayerischen Jazz-Pianisten und Komponisten Bernd Lhotzky und Band begleitet wird, startet mit Sonett Nr. 13. Das Burgtheater ist gut gefüllt, ganz oben, auf der Galerie, sind noch Plätze frei. Band und Sängerin stehen vor dem geschlossenen Vorhang des Burgtheaters. Ihr vor kurzem erschienenes Album, „As an unperfect actor“, beginnt mit dem gleichen Stück. Birgit Minichmayr kann singen, das ist sofort beim ersten Sonett zu hören, es geht weit über das hinaus, was man am Theater als singende Schauspieler bezeichnen würde. „My mistress` eyes“, da ist plötzlich ein Vergleich da, an den ich noch nie gedacht hatte: Birgit Minichmayr könnte auch THE BALLAD OF LUCY JORDAN oder WORKING CLASS HERO singen. Marianne Faithfull ! Da geht noch was, wenn sie weiter macht als Sängerin.

Anders als auf dem Album, trägt Minichmayr im Burgtheater vor Beginn des Gesangs (im englischen Original) den deutschen Text vor. Eine gute Kombination. Die Kompositionen von Lhotzky passen zu Shakespeare, Theatermusik. Die Musik läßt stets der Stimme von Frau Minichmayr den Vorrang. 11 Sonette trägt sie live vor. Shakespeares Bühnenlandschaft öffnet sich vor dem inneren Auge. Man vermisst hier kein Bühnenbild. Die deutsche Übersetzung stammt von Christa Schuenke. Man merkt natürlich an der Sprache, dass die Sonette neu übersetzt wurden. Zu alten Übersetzungen bzw. Umdichtungen, wie z.B. der von Stefan Gerorge (dtv), ist ein größerer Unterschied zu hören. Sonett Nr. 147 „My love is like a fever“ beendet den Abend. Langer Applaus !

Birgit Minichmayr wird ihren Shakespeare-Abend zusammen mit Bernd Lhotzky u.a. auch beim Kultursommer Semmering (06.07.23), bei den Salzkammergutfestwochen Gmunden (26.07.23) und im Wiener Theater im Park (28.08.23) präsentieren.
Josef Fromholzer, (Vorstellungsbesuch, 21.03.23)