Opern- und Leben(s)gestalten

Es gibt so vieles, neben Oper, mit dem es sich lohnt das Leben zu gestalten! Drum füllen sich nach und nach die Menü- & Unterpunkte! Viel Spaß!

SchauSpielHaus Hamburg – Der Herr der Diebe: Aqua alto & Hochstimmung

Stimmengewirr aus gefühlt 1000 Kinderkehlen, Gewusel in den Gängen und an den Garderoben. „Was hab ich nur getan, dass ich unbedingt für eine Schülervorstellung eine Pressekarte wollte?“ fragte ich mich am Morgen des 13.12. im Foyer des Deutschen SchauSpielHauses Hamburg, auf den Beginn der Vorstellung von Der Herr der Diebe, nach der gleichnamigen Geschichte von Cornelia Funke, wartend. Dann entdeckte ich gleich neben mir den Notausgang

Markus John, Sönke Rust, Christian Gerber, Matthias Trippner
Photo Credits Alle Fotos: Thomas Aurin

Von der Macht der Freundschaft auch nach Enttäuschungen

Nein, ich benutzte ihn natürlich nicht. Im Gegenteil, die spürbare Vorfreude und Aufregung übertrug sich auf mich, brachte mich dazu loszulassen und mir kindliches Staunen vom ersten Moment an zu erlauben. Und glauben Sie mir, es tut außerordentlich gut, so erwachsen zu sein, dass es sich richtig anfühlt kindliche Begeisterung(sfähigkeit) offen zu zeigen. Außerdem legte sich das Gewusel und Geflüster sobald zwei der jungen Helden, nämlich Bo und Prosper, sich mitten über die ersten Zuschauerreihen hinweg ihren Weg auf die Bühne suchten und somit auf Venedigs vom jährlichen Hochwasser (Aqua alto) überfluteten und Videotauben heimgesuchten Markusplatz.
Dann beginnt sie, auf der völlig unter Wasser stehenden Bühne des SchauSpielHauses, die abenteuerliche Geschichte der beiden (Hamburger) Jungen, die vor ihrer herrschsüchtigen Tante fliehen, die sie nach dem Tod der Mutter trennen will: Prosper, der Ältere soll ins Heim. Bo will sie aus eigensüchtigen Gründen adoptieren. Bei der Bande um Scipio, dem Herrn der Diebe, finden sie Schutz und neue Freunde. Zwar entpuppt sich Scipio als ein anderer, als er vorgibt zu sein, und zieht sich so den Unmut seiner Bande zu. Dennoch gelingt es den Kindern die bösen Erwachsenen, wie Tante Esther und den Hehler Barbarossa, mit Hilfe eines Zauberkarussells und zweier wohlmeinender Erwachsener, Senora Spavento und Detektiv Victor Getz, zu besiegen. Was genau passiert, wissen die meisten hier sicher sowieso, den anderen möchte ich es einfach nicht verraten.

Eva Bühnen, Lasse Stadelmann, Eileen von Hoyningen Huene, Cedric Eich, Joey Nashaa Scholl
Photo Credits Alle Fotos: Thomas Aurin

Ein Fest auch für der Erwachsenen inneres Kind!

Anders als die Produktion der Geschichte in Theatern wie zum Beispiel Dresden und Basel, verzichten Regisseur Markus Bothe und sein Team Robert Schweer (Bühne), Justina Klimczyk (Kostüme), Fritz Gnad (Video) und Rebekka Dahnke (Licht) auf statisch idyllische Bühnenbilder von Palazzi und Kirchen. Dafür aber würzen sie die Geschichte, ganz ohne erhobenen Zeigefinger, mit unterhaltsam wichtigen Informationen durch einen Touristenführer (Kolja Schumann) über Venedig und wie diese Stadt und auch die Welt überhaupt zu schützen ist. Außerdem sorgen die Musik/Lieder von Biber Gullatz mit ihren flotten Melodien, rockigen Rhythmen und frechen Texten für Stimmung und besondere Lebendigkeit. Verraten sie es nicht weiter – oder nein, besser probieren Sie es selber aus: Bei dem Bekenntnis von Onkel Max und Tante Esther Hartlieb Kinder sind iiiiii habe auch ich mit viel Vergnügen die Sänger mit ausgebuht, ob ihrer Aussage.
Kostüme und Masken sind, wie man so schön sagt, modern oder auch tagesaktuell schrill und jugendlich. Das Hauptbühnenbild ist ein wandelbares Konstrukt aus Metallstreben und Netzen, ein hypermodernes gigantisches Klettergerüst, das hoch und runtergefahren werden kann und die verschiedensten Winkel Venedigs und Verstecke der jungen Diebe symbolisiert. Innenräume und anderes werden durch einzelne Requisiten verdeutlicht.

Eileen von Hoyningen Huene, Lasse Stadelmann, Eva Bühnen, Jonas Bonham Neubauer
Photo Credits Alle Fotos: Thomas Aurin

Ein spannende, originelle Lösung, die viel Raum für eigene Phantasie und Vorstellungskraft lässt. Etwas, das heutzutage so wichtig ist und allen Beteiligten, auch denen auf der Bühne, großes Vergnügen bereitet.
Nun käme normalerweise die Stelle, an der besondere Leistungen hervorgehoben werden, doch darauf möchte ich weitgehend verzichten. Nur so viel. Die Erwachsenen werden von Ensemblemitgliedern des Deutschen SchauSpielHauses verkörpert; fast alle schlüpfen dabei in mehrere Rollen. Die Kinder werden von Studierenden der Hochschule für Musik und Theater dargestellt.
Man möge mir verzeihen, dass ich alle Beteiligten der besuchten Vorstellung nur hier auf dem leider nicht perfekten Auszug aus dem Programmheft erwähne.

Aber glauben Sie mir, alle taten einen fantastischen Job. Punkt! Nein, Ausrufungszeichen!
Das Zauberkarussell vom Titelbild dient im Stück dazu, zu verjüngen oder erwachsen zu machen. Springen Sie zumindest symbolisch auch auf auf dieses Karussell: Mit Kindern, Enkeln, Neffen – oder einfach um Ihrem inneren Kind etwas Gutes zu tun, indem Sie einfach, wie die jungen Zuschauer, mitmachen beim Jubeln, Anfeuern der Kinder/Guten und Beschimpfen der Bösen!
Die Aufführungsdaten finden Sie hier https://schauspielhaus.de/st%C3%BCcke/herr-der-diebe
Birgit Kleinfeld, Vorstellungsbesuch 13. 12.22., 12 Uhr

Links:
https://schauspielhaus.de/
https://www.hfmt-hamburg.de/start/


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