Titelbild: Fotocredit: Josef Fromholzer
Winter in Wien, die Kälte steht vor der Tür des Musikvereins. Christbäume überall in der Innenstadt. Was erwartet man von einem Weihnachtskonzert, Weihnachtsliederabend? Diese Frage wird im Magazin des Wiener „Musikverein“ (Dezemberausgabe) zu recht gestellt und sogleich eine Antwort darauf gegeben: ein Programm, „das die Seele in vorweihnachtliche Schwingungen versetzt“. Das geschieht im Programm von Christiane Karg und Gerold Huber mit dem ersten Lied: Engelbert Humperdincks „Weihnachten“ .

Ja, die „Schwingungen“ der Vorweihnachtszeit, des Advents, sind da im kleinen Brahms-Saal des Musikvereins. Dieses Lied eröffnet ebenso die vor kurzem erschienene CD der beiden Künstler, „Licht der Welt – A Christmas Promenade“. Auf dem Album ist ein Teil des Live-Programms zu finden. Auf der Bühne gibt es weit mehr. Jeweils vier Weihnachtslieder von Engelbert Humperdinck und Peter Cornelius (statt jeweils zwei auf der CD), zum Beispiel. Den Höhepunkt des ersten Konzertteils, vor der Pause, bilden die beiden Richard Strauss-Lieder: „Weihnachtsgefühl“ und „Die heiligen drei Könige aus Morgenland„.

Gerold Huber zaubert am Flügel, man vermisst das Orchester nicht. Die Überwältigung steckt (auch) in der Klaviermusik alleine. Die Stimme von Christiane Karg strahlt weihnachtlich, die Töne schweben mit Leichtigkeit hinaus in die Winternacht. Die Sopranistin stellt in der Dezemberausgabe des Musikverein-Magazins zudem die – nicht nur in Wien – berechtigte Frage: “ White Christmas und Jingle Bells, ist das unser Weihnachten? “ Nein, natürlich nicht. Von „Die heiligen drei Könige aus Morgenland“ gibt es eine schon legendär gewordene Orchesteraufnahme: Elisabeth Schwarzkopf mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von George Szell. Das ist unser Weihnachten.

Im zweiten Teil wird es international, die musikalische Reise geht nach Spanien, Kuba, Frankreich und Italien: Eduard Toldra, Joaquim Nin, Camille Saint-Saens, Ottorino Respighi und Jules Massenet (u.a.). Zur Besinnlichkeit kommt die Fröhlichkeit – und es wird opernhaft (im besten Sinne); am Ende bei Jules Massenet, aber auch schon vorher, bei der „Noel ancien“, der „alten Weihnacht“, von Respighi. Der Jubel im Saal ist groß nach den drei Massenet Liedern, die das Programm beschließen. Eine weihnachtliche Entdeckungsreise geht zu Ende. Christiane Karg und Gerold Huber haben (fast) vergessene Weihnachtslieder aus dem Bereich Lied zurückgeholt auf die Bühne; eine erstklassige Alternative nicht nur zu den oben erwähnten „White Christmas“ / „Jingle Bells“ etc., sondern auch zu stets überstrapazierten klassischen Weihanchtsliedern wie „Stille Nacht“. Der Saal leert sich. Die kalte Winternacht hat uns wieder.
Josef Fromholzer, (Vorstellungsbesuch, 13.12.22)

Fotocredit: Josef Fromholzer
Links:
https://www.christianekarg.de/
https://www.ks-gasteig.de/de/huber-biografie/255-biografie
https://www.musikverein.at/ (momentan in Arbeit)