Am Samstag, den 25. September eröffnet das Musiktheater des Stadttheaters Bremerhaven seine Spielzeit mit Jacques Offenbachs Fantastischer Oper «Hoffmanns Erzählungen».
Ungebrochener Erfolg
Der ungebrochene Erfolg von Offenbachs letzter Oper ist einerseits begründet auf der Genialität seiner Musik, die ein Kompendium seines kompositorischen Schaffens darstellt und alle Farben von der großen opernhaften Geste bis zur beißenden Ironie seiner Operéras bouffes präsentiert. Zum Durchbruch verhilft aber auch das Theaterstück, das Jules Barbier und Michel Carré aus den Geschichten E. T. A. Hoffmanns, dem Urvater des fantastischen Genres und der Schauerromantik, konzentrieren. Offenbach stirbt vor Vollendung der Partitur. Er hinterlässt mit einem Werk ohne endgültige Fassung einen Tummelplatz für eifrige Musikforschung und somit die Notwendigkeit, immer eine neue Form für «Les contes d’Hoffmann» zu finden.
Realität und Fantasie verschwimmen lassen
Für die Regie zeichnet Johannes Pölzgutter verantwortlich, der sich mit dieser Inszenierung in Bremerhaven vorstellt. Was für E. T. A. Hoffmanns Werke so bezeichnend ist, findet auch in Pölzgutters Inszenierung Ausdruck, in der er Realität und Fantasie verschwimmen lässt. Dabei ist Hoffmann ganz für sich und kippt mehr und mehr selbst in die fantastischen Erzählungen. Es sind Einzelgeschichten, die entstehen, eine nach der anderen. Und jede Frau in diesen Erzählungen verkörpert einen Aspekt der Stella, dieses Faszinosums, Hoffmanns Inspiration. Begleitet wird Hoffmann von seiner Muse. Die Muse, das ist Kreativität. Ihr steht der Bösewicht gegenüber, der in verschiedenen Gestalten, jeweils zu den Aktenden hin, für Unheil sorgen wird. Diese beiden Kräfte wirken auf Hoffmann ein. «Es braucht aber auch solche Momente der Krise, damit irgendwann einmal etwas Kreatives zustande kommt.», so Pölzgutter.
Das ist für Generalmusikdirektor Marc Niemann auch die Quintessenz des Stückes, wie sie die Textpassage aus der Apothéose, dem Finale des Werks, beschreibt: «Des cendre de ton coeur réchauffe ton génie – aus der Asche Deines Herzens erhebt sich Dein Genie.»
«Es geht viel um das Schöpferische und die Kraft, die daraus hervorgeht. Das finde ich sehr inspirierend. Da ist eine Menge Energie im Spiel.» Mirko Roschkowski (Hoffmann)

Keine Oper, sondern ein riesiges Rezitativ
«Die Partitur lässt sich keinem Genre typisch zuordnen», betont GMD Marc Niemann. Sie vereint in sich die leichtfüßige Eleganz und das Melos der opéra comique und verlangt andererseits vom Interpreten den geschickten Umgang mit den typischen doppelbödigen Couplets, deren flotte Tempi und rhytmische verve an die berühmten Operetten Offenbachs erinnern.
Von der Heimlichkeit in die Unheimlichkeit
Das Wort HEIMlichkeit ist für Ausstatter Julius Semmelmann, dessen grotesk gekleidete Puppen für die Inszenierung «Immer noch Loge» jüngst bei den Bayreuther Festspielen zu sehen waren, Ausgangspunkt gewesen: Heimlichkeit. Heim. Hoffmann zu Hause in Privatsituation. Und aus dieser Heimlichkeit, in der er sich befindet, entwickelt sich auf wunderbare schwarz-romantische Weise eine Unheimlichkeit.
«Es gibt ja nichts Unheimlicheres, als zu Hause plötzlich zu merken, dass sich Wände verschieben.», so Semmelmann. Mit einfachen Mitteln wird dabei der Schutzraum «Privatleben» unterlaufen und zum surrealen Ort der Fantasie.
3. Oktober 2021 (15 Uhr) / 9. Oktober 2021 / 15. Oktober 2021 / 17. Oktober 2021 (15 Uhr) / 4. November 2021 / 1. Dezember 2021 / 4. Dezember 2021 / 10. Dezember 2021 / 30. Dezember 2021
Kristin Päckert, Presseabteilung Stadttheater Bremerhaven, 2009.2021