( Titelfoto: Patrizia Häusermann, Die Tragödie der Carmen / Foto :Heiko Sandelmann)
Am 11. September 2021 wurde der Herzlieb-Kohut-Preis für herausragende künstlerische Leistungen am Stadttheater Bremerhaven im Rahmen der feierlichen Eröffnungsgala zum 17. Mal verliehen. Die Verleihung erfolgte durch den Vorstand der Herzlieb-Kohut-Stiftung Sophie Schad und Gustav Carsten Rogge.

Patrizia Häusermann ausgezeichnet
In diesem Jahr erhielt die seit der Spielzeit 2017/2018 am Stadttheater engagierte Mezzosopranistin Patrizia Häusermann den Preis für ihre sängerischen Ausdrucksmöglichkeit und spielerische Wandlungsfähigkeit.

Foto: Yvonne Bösel
In der Begründung der Jury heißt es:
« […] Im «Untermieter» gestaltet sie die höchst anspruchsvolle Gesangspartie der weiblichen Haupt- und Gegenfigur, die als Vermieterin um das Böse weiß und dieses Wissen zu verbergen sucht, in einer tief-dunklen Stimmlage, mit dramatisch-kraftvollen Akzentuierungen. […]
In der Spielzeit 2018/2019 zeigt Patrizia Häusermann in drei sehr unterschiedlichen Rollen ihre stilistisch-stimmliche sowie spielerische Wandlungsfähigkeit mit Bravour.
Als Dienerin Suzuki gelingt ihr in «Madama Butterfly» mit der Sanftheit, Wärme und Klangschönheit ihrer Stimme das enge Vertrauensverhältnis zu der Hauptfigur überzeugend sinnfällig zu machen.

In «Gier nach Gold – McTeague» wiederum überzeugt Patrizia Häusermann als schräg-verrückte Putzfrau Maria Miranda Macapa gesanglich mit einer Stimme voller Energie, mit hochdramatischer, körperbetonter Intensität in der Darstellung.
Körperliche, tänzerische Präzenz und stimmliche Präzision charakterisieren ihre Darbietung als titelgebende Hauptfigur in «María de Buenos Aires». Ihre fast rauchige Stimme schmiegt sich dem Rhythmus des Tango an, ist zugleich Melancholie und Begehren, in mitreißend emotionaler Bewegung. […]

Foto: Manja Herrmann
In einem gleichsam vorausschauenden Blick verkörpert Patrizia Häusermann in den Augen und Ohren der Kritik in «Cavalleria Rusticana» und in «Gier nach Gold – McTeague» schon Eigenschaften, nämlich «Carmen-Grandezza» einerseits sowie «Dämonie» andererseits, die sich in der letzten Spielzeit kraft ihrer Gesangs- und Darstellungskunst in «La Tragédie de Carmen» auf äußerst intensive, geradezu explosive Weise miteinander verbinden und potenzieren.
Wir nehmen eine selbstbewusste Frauenfigur wahr, deren Sehnsucht nach Liebe nicht gestillt werden kann, wenn sie gleichzeitig ihrer Freiheit beraubt wird. «Die Liebe ist ein widerspenstiger Vogel, den keiner zähmen kann.» Patrizia Häusermann singt aus dem verhaltenen Pianissimo bis zum triumphierenden Fortissimo die Habanera so, als sei ihre Stimme eine Waffe, aber differenziert, ähnlich dem Messer und dem Degen, die sie während des Stücks auch in ihren Händen hält.

Naomi Kihenanea Gallinger (Kind) – Foto: Heiko Sandelmann
Ihre Darstellung von Carmens Charakter ist stimmlich und gestisch facettenreicher als deren Kennzeichnung als Femme fatale: Wir erleben einen emotionalen Bogen von Verwundbarkeit und Einsamkeit bis lustvoll-distanzierter Verführungskraft und mentaler Stärke. Katzenhaftigkeit in der geschmeidigen Bewegung und ein fesselnder Blick, gepaart mit einer stimmlich farbenreichen Nuancierung – Patrizia Häusermann verkörpert auf außer-gewöhnliche, glanzvolle Weise auf der Bühne eine souveräne Carmen, die am Schluss, von einer Pistolenkugel tödlich getroffen, mit sich im Reinen ist.»
Kristin Päckert, Pressemeldung Stadttheater Bremerhaven, 13.09.21