Sir John Falstaff ist zu Recht einer der populärsten Charaktere in Shakespeares Gesamtwerk. Seine derb-humoristischen Einlagen in beiden Teilen von Henry IV. waren so beliebt, dass Shakespeare auf Wunsch von Queen Elizabeth I. seine »Lustigen Weiber von Windsor« schrieb. Deshalb taucht Falstaff häufig in verschiedenen Shakespearestücken auf. Der fast 80-jährige Giuseppe Verdi ließ sich Ende der 1880er Jahre für diesen literarischen Stoff begeistern, inspiriert von seinem Freund, dem Librettisten, Komponisten und Schriftsteller Arrigo Boito. Die Inszenierung von Karen Stone feiert am Sa. 11. 9. 2021, 19.30 Uhr im Opernhaus Premiere.
Sie verzichtet in ihrer Inszenierung und erzählt sehr librettogetreu die Geschichte vom Schwerenöter Sir John Falstaff, der versucht –auf der Suche nach Liebesabenteuern und weiteren günstigen Trinkgelegenheiten –, zwei wohlhabende Frauen gleichzeitig zu umgarnen. Das lassen die beiden aber nicht auf sich sitzen und tricksen mit Hilfe einer Freundin nicht nur den ungeschickten Galan, sondern auch ihre eifersüchtigen Ehemänner aus.
Verdi kannte die italienische Tradition der Opera buffa aus seinen Studienzeiten und darüber hinaus auch die Werke Rossinis und Donizettis. Und doch war die Blütezeit dieser Gattung längst vergangen. Verdi selbst hatte mit seiner frühen komischen Oper »Ungiorno di regno« einen krassen Misserfolg in Mailand erlebt. Zudem war unter anderem nach Richard Wagner, der mit seinen »Meistersingern von Nürnberg« ebenfalls erst spät ein komisches Werk komponierte, eine Rückkehr zu den gängigen Mustern der Buffa für Verdi nicht denkbar.
Auch wenn Verdi in den Mittelpunkt der Oper mit Falstaff eine Figur stellt, die durchaus der Opera buffa hätte entsprungen sein können, geht Verdi in seiner Ausdeutung weit über den gängigen Typus hinaus und entwickelt eine ambivalente Persönlichkeit. Der adelige Sir John Falstaff hat zwar sein Geld verloren, geblieben sind ihm aber sein Charme, seine Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung sowie seine bei Verdi und Boito starke, philosophische Persönlichkeit. Am Ende der Oper ist er nicht der einzige Betrogene, es bleibt nur das Lachen über die Welt. Verdi komponiert eine singuläre, äußerst dichte Oper. Sie ist stringent durchkomponiert und ermöglicht Sängern und Orchester, auf einzelne Situationen und Äußerungen der Protagonisten blitzschnell zu reagieren.
Karen Stone holt mit ihrem Bühnen- und Kostümbildner Ulrich Schulz das Geschehen in die Neuzeit. Für sie ähnelt Sir John Falstaff einem gealterten Rockstar, der sich zurück träumt in seine erfolgreicheren Zeiten und weiterhin für unwiderstehlich hält. So verdeutlicht sie die immanente Aktualität des Werks. Für die Titelfigur wurde mit Stephanos Tsirakoglou ein Sänger gefunden, der fast idealtypisch den beleibten Sir John Falstaff darstellen kann. Das Magdeburger Publikum lernte ihn bereits in der Titelpartie von Donizettis Oper »Don Pasquale« in der Spielzeit 2018/2019 kennen. Neben ihm sind zahlreiche Hausdebütant*innen zu erleben, so u.a. Noa Danon als Alice Ford, Hyejin Lee als Nanetta, Jadwiga Postrożna als Mrs.Quickly, Marko Pantelić als Ford und Benjamin Lee als Fenton. GMD Anna Skrylevaleitet die Neuinszenierung derOper, die zu einer der komplexesten der Musiktheaterliteratur zählt. Gespielt wird die reduzierte Fassung von Stefano Rabaglia.
Pressemitteilung, 25.08.2021
Premiere: Sa. 11. 9. 2021, 19.30 Uhr im Opernhaus
Premierenfieber: Sa. 4. 9. 2021, 16.30 Uhr Opernhaus, Bühne (im Rahmen des »Spielzeitauftakts«)
Reservierung und Kauf an der Theaterkasse telefonisch: (0391) 40 490 490, online: www.theater-magdeburg.de oder per Mail: kasse@theater-magdeburg.de