Ich erlaube mir einfach diesen Beitrag nach oben zu holen. di eigentliche Veröffentlichung hier war der 8.12.2019.Aber ich finde, die CD hat mehr Beachtung verdient, als sie bisher bekam!
Ein absolut gelungenes Debüt-Album, das mit jedem Ton die Liebe des jungen Baritons Vittorio Prato zu Belcanto zeigt, wie auch sein Können!
Doch sein Debüt-Album ist weit mehr wert, als alleine eine vor Begeisterung sprühende Äußerung. Aufgenommen wurden die neun Arien/Szenen darauf „live“ während des „29. Rossini in Wildbad“ Festivals, im Juli 2017 in der Trinkhalle Bad Wildbad.
Alle Opern, aus denen die Stücke stammen, erlebten ihre Uraufführung zwischen 1828 und 1843. Zu hören gibt es Werke von Meistern wie Vincenzo Bellini, Saverio Mercadante und Gaetano Donizetti, neben eher wenig bekannten und gespielten Komponisten, wie Giuseppe Balducci, Carlo Coccia, Pietro Generali, Marco Aurelio Marliani und Michael William Balfe.
Geehrt wird mit dieser CD der italienische Bariton Antonio Tamburini (1800-1876), der zu den Helden des Belcantos gezählt werden kann. Er galt als wahrer Bariton brillante, als Meister des Buffofaches, den aber Komponisten wie Bellini, Donizetti und Mercante gern in ihren ernsteren Opern als romantischen Bariton besetzten. Verdi-Opern zu singen blieb ihm dennoch verwehrt, da ihm dazu gewisse Anforderungen fehlten.

Für Vittorio Prato gilt dies nicht, sang er doch bereits die Partie des „Germont“ aus Verdis „La Traviata“ am Teatro Comunale de Bologna. Und auch Mozart, Puccini, Wolf und Cimarosa gehören in sein schon jetzt umfangreiches Rollenrepertoire.
Hier nun beweist Vittorio Prato seine Affinität zu den Werken des Belcantos, und dass er es meisterlich beherrscht.
Schon seine Arie des unglücklich liebenden Riccardo aus Bellinis „Il Puritani“ kennzeichnet ihn als jemanden, der unter Bel Canto nicht nur „Schönen Gesang“ versteht. Mühelos gelingt es ihm mit sanfter Stimme, sotto voce und dann wieder auch kraftvoll seine widersprüchlichen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Die Töne fließen sicher, klangschön und verleihen Bellinis Melodien einen Hauch bittersüßer Kraft. Der Schlusston, angesiedelt in schon tenoralen Höhen bildet den krönenden Abschluss, einer beeindruckenden Leistung und verleitet nicht sogar beim Hören au der „Konserve“ zu einem spontanen „Bravo!“
Auch in der Cavatina Rustano “Una barchetta in mar solcando va” aus der unbekannten Donizetti Oper „Gianni da Calais“ zieht Prato alle Register, verführt mit, in vollendeten Legato gesungenen Passagen, ebenso wie mit deutlich hörbaren Charme.
Ein weiterer akustischer Höhepunkt ist das Lied des Malatesta “Bella siccome un angelo” aus Gaetano Donizettis „Don Pasquale“. Mit dem für ihn typischen elegant weichem Timbre, beweist er sich einmal mehr als Baritono brillante, sicher in den hohen und mittleren Lagen des Bassfaches, wie aber auch den Mittellagen eines Tenors.
Mein persönliches Highlight ist jedoch „Chi mai vedo”, die Arie des Ford aus der Oper „Falstaff“ von Michael William Balfe. Wer nach den oben genannten Arien, noch nicht von Pratos Qualität und Vielseitigkeit beeindruckt ist, wird – nein, muss es einfach -, nach diesem Stück sein! Hier stimmt einfach alles, nicht nur der Schlusston, der erneut eher aus dem Bereich eines Tenors stammt.
Doch nicht nur Prato zeichnet für das Niveau dieser Aufnahme verantwortlich. Ihm zur Seite standen das Orchestra “Virtuosi Brunenses” unter der Leitung von José Miguel Pérez-Sierra, und der “Camerata Bach Choir Poznań” in seiner Gesamtheit oder auch vertreten durch einzelne Solisten. Eine in einem Studio produzierte CD hat ja bei aller Schönheit und Perfektion oft auch einen winzigen Hauch von Sterilität. Dieses Debütalbum jedoch ist voll der lebendigen Atmosphäre eines (bearbeiteten) Live-Konzerts.

Birgit Kleinfeld